Kreislaufwirtschaft ist allgegenwärtig: Diese 5 Zahlen zeigen es

5 min zu lesen 28 März 23

Der Weg zu einer verschwendungsfreien Wirtschaft ist steinig. Die Herausforderungen sind bekannt: Praktisch alle etablierten Wertschöpfungsketten der Welt sind linear aufgebaut worden. Im Vordergrund standen niedrige Kosten und einfache Nutzung. Jetzt entstehen jedoch zunehmend Bereiche, die auf Kreislaufwirtschaft basieren – das ist ermutigend. Und kaum hatten wir angefangen, nach weiteren Beispielen dafür zu suchen, konnten wir kaum mehr damit aufhören. Eines der Ergebnisse sind fünf Zahlen, die zeigen: Innovation kann die Schwächen des althergebrachten linearen Wirtschaftsmodells überwinden.

95% 

Seit 1987 treibt das deutsche Unternehmen Befesa die Kreislaufwirtschaft bei Metallen voran indem es im Produktionsprozess entstehende Abfälle und Nebenprodukte zurückgewinnt, raffiniert und wiederverkauft. Bei Aluminium geschieht dies durch das Sammeln von Salzschlacken, Rückständen und ausrangierten Topfgehäusen – also riesigen Topfauskleidungen, die mit Aluminium durchsetzt sind. Die wiederverwendbaren Inhalte werden dann gemahlen, gefiltert und verarbeitet.

Der Energiebedarf bei diesem Prozess ist um 95 % geringer als bei der sehr energieintensiven Schmelze von Primäraluminium. Zudem wird der vorgelagerte Abbau von Bauxit vermieden. Befesa recycelt jährlich 1,6 Millionen Tonnen industrieller Rückstände. Daraus gewinnt das Unternehmen 1,4 Millionen Tonnen wertvolles Material. Und dies wiederum vermeidet Emissionen, die 2,4 Millionen Tonnen CO2 entsprechen („CO2-Äquivalente“).

2029

Mehr Recycling bei Verpackungen in den EU-Staaten: November 2022 markiert einen Meilenstein auf diesem Weg. Neben anderen Maßnahmen hat die EU-Kommission vorgeschlagen, dass alle Mitgliedstaaten bis zum 1. Januar 2029 ein Pfandsystem für Getränkebehälter aus Metall und Kunststoff einführen. Dies soll die bestehenden Systeme in Ländern wie Deutschland, Dänemark und Schweden erweitern. Die Daten zeigen, dass dies in den europäischen Ländern wirkt: Wird ein Pfandsystem eingeführt, steigt die Sammelquote auf 90 %. Die Systeme tragen sich selbst – durch die einbehaltenen Pfandbeträge für nicht zurückgegebene Behälter. Eine Verwertungsquote von 90 % bei Behältern ist auch das separate EU-weite Ziel bis 2029.

Eine solche Politik sollte führenden Akteuren in der Recycling-Wertschöpfungskette zugutekommen. Dazu gehört zum Beispiel Tomra, der weltweit größte Anbieter von Leergutautomaten und Abfallsortiermaschinen. Beim Kunststoffrecycling ist die EU gut vorangekommen, doch es gibt noch viel mehr zu tun. Tomra zufolge gehen in den Mitgliedsstaaten jährlich immer noch 38 Millionen Tonnen Kunststoff verloren – indem sie verbrannt, deponiert oder in die Natur freigesetzt werden.

Abbildung 1: In Pfandsysteme für Einwegverpackungen einbezogene Europäerinnen und Europäer (in Mio.)

Quelle: Reloop Global Deposit Book 2022, UN World Development Indicators und Eurostat. Abgerufen im März 2023.

1 Milliarde

Das britische Unternehmen DS Smith stellt seit den 1940er Jahren Pappkartons her. Damals hätte wohl kaum jemand vorausgesagt, dass es sich zu Europas größtem Karton- und Papierrecyclingbetrieb entwickeln würde. Verpackungsinnovationen sind von jeher ein zentrales Anliegen des Unternehmens. Unter anderem will es bis zum Jahr 2025 1 Milliarde problematischer Kunststoffverpackungen aus den Supermarktregalen verbannen.

Zum Teil lässt sich dies erreichen, indem Kunststoffe durch andere Materialien ersetzt werden. In anderen Bereichen jedoch ist Innovation der Schlüssel. Viele Verpackungsmaterialien müssen beispielsweise haltbar und wasserfest sein. DS Smith kooperiert mit Aquapak, einem Hersteller von löslichen Polymeren, die für die Meere unschädlich sind, um Laminatfolien und andere schwer recycelbare Kunststoffe zu ersetzen.

47,000

Gebrauchte, aufbereitete oder saisonale Ware verkaufen: Ein solches „Re-Commerce“ verringert den Bedarf an Neuprodukten und entlastet die Mülldeponien. eBay hat 1995 damit begonnen – mit dem Verkauf eines kaputten Laserpointers. Seitdem hat das Unternehmen entscheidend dazu beigetragen, Re-Commerce für Privatpersonen und Unternehmen einfach zugänglich zu machen.

Heute finden sich auf den Plattformen des Unternehmens rund 1,5 Milliarden aktive Angebote und 147 Millionen aktive Käufer. Im Jahr 2021 machten gebrauchte Artikel fast 90 % des Bruttowarenwerts bei eBay aus: mit einem Volumen von fast 78 Milliarden US-Dollar. Nach Firmenschätzungen konnten dadurch mehr als 47.000 Tonnen Deponieabfälle vermieden werden. 

372 Millionen

Das US-Unternehmen Darling Ingredients verwertet tierische Nebenprodukte und andere natürliche Materialien, die sonst auf einer Mülldeponie landen würden. Diese werden zu einer breiten Palette von Inhaltsstoffen und Produkten verarbeitet: beispielsweise für Haustiernahrung, Nutztierfutter, Pflanzendünger, Kollagen und Bindemittel für Fotopapier.

Der Geschäftsbereich Diamond Green Diesel verwandelt zudem Abfallfette und gebrauchtes Speiseöl in Diesel aus erneuerbaren Rohstoffen. Im Jahr 2021 produzierte Darling Ingredients 372 Millionen Gallonen dieses Kraftstoffs – also mehr als 1,4 Milliarden Liter. Erneuerbarer Diesel kann direkt in herkömmlichen Dieselmotoren und -infrastrukturen eingesetzt werden. Er verursacht über den gesamten Lebenszyklus hinweg bis zu 80 % weniger Emissionen als herkömmlicher Diesel. In den USA und anderswo wird er immer häufiger verwendet; die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert, dass die weltweite Produktion zwischen 2022 und 2027 um 95-159 % steigen wird.

Abbildung 2: Weltweite Produktion von erneuerbarem Diesel (in Mrd. Liter/Jahr)

Quelle: IEA, Renewables 2022 report. Abgerufen im März 2023.

von Michael Rae

Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachten Informationen sollten nicht als Empfehlung, Beratung oder Prognose aufgefasst werden.

Ähnliche Insights