Inflation
In Großbritannien bleibt die Verbraucherpreisinflation hoch: Der VPI fiel geringfügig auf 10,1 % (in den letzten Monaten tendierte er im Allgemeinen abwärts), hält sich jedoch auf einem hartnäckig hohen Niveau.
Der VPI der Eurozone zeigt weiterhin Anzeichen für eine rückläufige Entwicklung, wenngleich er im Berichtsmonat leicht stieg und damit bei rund 7 % verharrt.
Die US-Inflationsdaten für März fielen erfreulicher aus. Die Gesamtinflation war niedriger als erwartet und ging im Vergleich zum Vorjahr auf 5 % zurück, nachdem im Februar ein Niveau von 6 % verzeichnet worden war. Die Kerninflation bleibt erwartungsgemäß hartnäckig.
Die wichtigste Nachricht war jedoch, dass sich das Mietwachstum endlich etwas verlangsamt hat. Die Mieten, der größte Bestandteil des Inflationskorbs, sind bisher sehr schnell gestiegen, was die Gesamtinflation auf einem hohen Niveau gehalten hat. Ohne Berücksichtigung der Mieten wäre die Inflation im März sogar negativ gewesen.
Ein einzelner Datenpunkt stellt noch keinen Trend dar, und es sind weitere Belege dafür abzuwarten, dass die Mietinflation tatsächlich zurückgeht. Sinkende Hauspreise würden eine weitere Verlangsamung der Mietentwicklung erwarten lassen. Es darf jedoch nicht vergessen werden, dass das Lohnwachstum nach wie vor hoch ist, was zu höheren Mieten führen kann.
Behalten wir also die Mieten im Auge und hoffen, dass der aktuelle Trend anhält. Sollte dies der Fall sein, dürfte die Inflation unerwartet schnell sinken, was für Anleihen sehr positiv wäre.
Wo wird der Endzinssatz liegen?
Der „Endzinssatz“ ist das Zinsniveau, auf dem die Zentralbanken ihre Zinserhöhungen einstellen werden.
Die Volatilität im Bankensektor führte im letzten Monat zu einer drastischen Neubewertung der Marktprognosen hinsichtlich weiterer Zinserhöhungen der Zentralbanken: Die Marktteilnehmer senkten ihre Erwartungen und preisten sogar Zinssenkungen zu Beginn des nächsten Jahres ein, da die Probleme im Finanzsektor eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen zur Folge hatten.
Anfang Mai haben die Markterwartungen in Bezug auf Zinssenkungen etwas nachgelassen, unseres Erachtens bleiben sie jedoch zu stark auf eine moderate Geldpolitik ausgerichtet. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Zentralbanken noch einige Zeit unter Druck stehen werden, die Zinsen hoch zu halten. Die Segmente des Inflationskorbs mit einem hartnäckigen Preisauftrieb (insbesondere Dienstleistungen) weisen auf breiter Front eine extrem hohe Teuerung auf. Es bleibt noch viel zu tun, bevor wir die Inflation endlich für besiegt erklären können.
Investment-Grade-Unternehmensanleihen
Die Marktverfassung im April lässt sich als „Ruhe nach dem Sturm“ beschreiben. US-Regionalbanken und die Credit Suisse sorgten für einige Marktturbulenzen, doch dank der raschen Lösung dieser Probleme und der allgemein positiven Konjunkturdaten fassten die Anleger wieder Vertrauen und die Volatilität sank. Dies unterstützte wiederum die Märkte für Unternehmensanleihen, da sich die Spreads wieder auf das Niveau vom Jahresanfang verengten. Der Global Investment Grade Index weist derzeit einen Spread von 147 Basispunkten (Bp.) auf; dies entspricht einem Rückgang um mehr als 20 Bp. gegenüber den während der Bankenkrise im März erreichten Höchstständen und einer leichten Verringerung gegenüber dem Vormonat.
Die Gesamtrenditen bleiben im historischen Vergleich hoch. Der EUR IG Index bietet derzeit eine Rendite von 4,1 %, das Renditeniveau des GBP IG Index liegt bei 5,7 %, und der US-Markt weist ein Niveau von 5,3 % auf.
Künftige Entwicklung
Die Wirtschaftsdaten deuten nach wie vor nicht auf eine unmittelbar bevorstehende Rezession hin, und die jüngsten BIP-Zahlen bestätigten erneut, wie robust die Volkswirtschaften sind. Der Konsum hat im Allgemeinen zugenommen, da sich die Verbraucher angesichts der sinkenden Inflation zuversichtlicher zeigen. Der Wohnimmobilienmarkt überrascht derzeit positiv, da die Hauspreise allmählich wieder steigen, und die Probleme im Bankensektor scheinen sich bisher auf Regionalbanken zu beschränken.
Dies ist im Allgemeinen gut für Unternehmensanleihen, doch die Risiken bleiben eindeutig erhöht, und die vollständigen Auswirkungen der Zinserhöhungen im letzten Jahr sind noch nicht sichtbar. Wenn die Zentralbanken die Zinsen in einem Umfeld sinkender Inflation hoch halten, werden zudem die Realzinsen weiter steigen, was die Wahrscheinlichkeit einer Rezession erhöht.
In diesem von großer Unsicherheit geprägten Umfeld könnte sich ein ausgewogenerer und stärker diversifizierter Ansatz als vorteilhaft erweisen. Wir sind überzeugt, dass der Markt für Investment-Grade-Papiere Anlegern natürliche Diversifikationsqualitäten bietet und dank seiner Durationskomponente bei unsicheren Marktbedingungen für eine größere Robustheit sorgen kann.
Darüber hinaus ist die Rendite des Investment-Grade-Marktes im historischen Vergleich weiterhin hoch und bietet Anlegern insgesamt ein gutes Polster gegen künftige Kursschwankungen.
Die frühere Wertentwicklung stellt keinen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung dar.