Bereit für „Impact"

5 min zu lesen 18 Nov. 22

Der brandheiße Trend bei nachhaltigen Geldanlagen unter der Lupe eines Experten

Was ist Impact Investing? Wo liegen die Unterschiede zu herkömmlichen Anlagestrategien? Und vor allem: Worauf müssen Berater achten, die sich für diesen Bereich interessieren? Einen Überblick gibt uns John William Olsen von M&G, der die Positive Impact und Climate Solutions Strategien des Unternehmens verantwortet.

Auf welche Aspekte müssen Anleger besonders achten, wenn sie Impact Investing Fonds in Erwägung ziehen?

Impact Investing ist eine relativ neue Kategorie bei den börsennotierten Aktienanlagen. Wir haben unsere Strategie 2018 eingeführt. Damals hat das Global Impact Investing Network – die Non-Profit-Organisation zur Förderung des Impact Investing – börsennotierte Aktien in den Definitionsbereich aufgenommen. Wir waren unter den ersten Managern, die eine entsprechende Strategie entwickelt haben: Denn das ist wirklich harte Arbeit. Sie unterscheidet sich stark vom Management eines „normalen“ globalen Aktienfonds. Die Benchmark und das Anlageuniversum müssen auf eine ganz andere Weise entwickelt werden. Die intensive fundamentale Research-Arbeit muss auf der Impact-Seite noch einmal intensiviert werden, und es gehört viel Engagement dazu. Wenn ein Asset Manager also sagt: „Wir haben zwei Leute eingestellt, die einen Impact-Fonds auflegen werden“, dann ist das nicht der richtige Weg.

Wie wählen Sie Unternehmen für Ihre Impact-Portfolios aus?

Wenn wir Firmen näher betrachten, berücksichtigen wir vier Hauptkriterien. Wir achten erstens auf die Wesentlichkeit: Die positiven Beiträge müssen ein wichtiger Bestandteil der Tätigkeit des Unternehmens sein. Zweitens achten wir auf die Intentionalität, was wir für einen sehr wichtigen Aspekt halten. Dabei geht es darum, ob das Unternehmen mit einem übergreifenden Anliegen gegründet wurde oder nicht. Amazon beispielsweise könnte aufgrund seiner Cloud-Computing-Ausrichtung in einen Standard-Nachhaltigkeitsfonds passen. Aus einer Impact-Perspektive stellt sich das anders dar, da diese positiven Beiträge nicht Teil der Intentionalität des Unternehmens sind. Drittens achten wir auf Additionalität (Zusätzlichkeit). Wir fragen also, ob ein Unternehmen tatsächlich einen positiven Beitrag zu dem spezifischen Problem leistet, das wir lösen wollen. Ein Beispiel aus dem Gesundheitsbereich: Ein Generika-Hersteller von Schmerzmitteln könnte thematisch oder auf Ebene der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) passen. Aus Impact-Sicht würde er wegen der geringen Additionalität sehr niedrig eingestuft werden.

Wie können die Berater die erzielten positiven Beiträge erkennen, also den „Impact“?

Dies ist der vierte Bereich unserer Bewertung: die Messbarkeit. Sie ist ein absolut wesentlicher Teil unserer Arbeit. Impact Investing stellt das Nachhaltigkeitsziel auf Augenhöhe neben das finanzielle Ziel; also müssen wir auch über die Fortschritte bei der Erreichung dieses Ziels berichten. Grundsätzlich stehen dafür verschiedene Wege offen. Bei unserem Vorgehen legen wir für jedes Unternehmen aus den Portfolios Kennzahlen oder Nachhaltigkeitsindikatoren fest. Dann sagen wir: „Das ist der genaue Impact dieses Unternehmens, und mit diesen positiven Beiträgen soll es zur künftigen Verbesserung beitragen.“ Wir legen also mehrere KPIs fest, mit denen wir positive Beiträge des Unternehmens im Zeitverlauf messen. Dies stellen wir in einem ausführlichen Jahresbericht dar, der oft 50 oder 60 Seiten lang ist. Darin erläutern wir, welche positiven Beiträge die Unternehmen aus dem Kreis unserer Beteiligungen leisten.

Natürlich erfordern die verschiedenen Bereiche des Impact Investing unterschiedliche KPIs. Bei CO2 ist es relativ einfach, die Einsparungen beim jeweiligen Fußabdruck zu messen und so die Nettobeiträge zu ermitteln. Auf der sozialen Seite kann es verschiedene positive Beiträge geben – abhängig davon, welche Art von sozialer Wirkung ein Unternehmen entfaltet. Es könnte darum gehen, Menschen durch soziale Inklusion aus der Armut zu befreien; es könnte um die Lösung von Gesundheitsfragen gehen; oder es könnte darum gehen, bessere Arbeit oder Bildung anzubieten. Wir haben für jeden dieser Bereiche KPIs definiert. Dazu ziehen wir den Rahmen für Wesentlichkeit, Intentionalität und Additionalität heran. Dabei konzentrieren wir uns auf spezifische Aspekte. Im Gesundheitswesen könnte es beispielsweise um den Zugang zu Medikamenten gehen: Wenn ein Unternehmen erschwingliche Arzneimittel für unterversorgte Gruppen bereitstellt, würden wir es wegen des Aspekts der Additionalität besser bewerten.

Neben den positiven Auswirkungen streben Sie auch eine Rendite an: Welche Rolle spielen für Sie die langfristigen Wachstumsperspektiven der Bereiche?

Impact Investing umfasst natürlich verschiedene Bereiche, doch lassen Sie uns einen Blick auf das Umweltthema werfen. Hier konzentrieren wir uns auf Unternehmen, die der Welt auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen helfen. Dazu gehören die Verringerung der Umweltverschmutzung, die Reduzierung von Abfällen durch eine Kreislaufwirtschaft oder die Bereitstellung anderer Lösungen. Diese Unternehmen werden mit ziemlicher Sicherheit von einem Trend profitieren, der sich über die nächsten Jahrzehnte fortsetzen wird. Wir glauben, dass Regierungen, Industrie und Verbraucher weiterhin auf Nachhaltigkeit setzen werden. Darum halten wir die Lösungsanbieter für wahrscheinlich am besten positioniert, um von diesem langfristigen Rückenwind zu profitieren.

Das heißt aber nicht, dass jeder Lösungsanbieter davon profitieren wird?

Sicherlich nicht. Hier müssen wir unsere Arbeit als Investoren machen, auch indem wir die Unternehmen mit guten Geschäftsmodellen herausfiltern. Dabei bringt der Aspekt der Intentionalität einen doppelten Nutzen. Wird ein Unternehmen aus einem übergreifenden Anliegen heraus gegründet, besteht meist eine direkte Verbindung zwischen diesem Zweck und der Art und Weise, wie es Geld verdient. Wenn ein solches Unternehmen finanziell erfolgreich ist, kann es die erwirtschafteten Mittel in sein Wachstum investieren – und damit seine positiven Beiträge weiter ausbauen. Es ist also absolut sinnvoll, dass wir uns auf dieses starke Geschäftsmodell konzentrieren. Das ist auch der Grund, warum sich die Disziplin des Impact Investing von herkömmlichen Vorgehensweisen unterscheidet. Also etwa von Ansätzen, bei denen ein Manager Dividendenwerte nur deshalb in Betracht zieht, weil sie Geld an die Anleger ausschütten. Wir wollen, dass unsere Unternehmen weiterhin in ihr Geschäft investieren und mehr positive Beiträge leisten.

Was unterscheidet M&G von anderen Investoren im Impact-Bereich?

Als Unternehmen war M&G schon immer innovativ, wenn es um neue Lösungen für Kunden ging. Wir waren nicht die ersten, die nach ESG-Kriterien investiert haben. Jedoch haben wir eine lange Geschichte mit dem Engagement bei Unternehmen, mit Recovery-Fonds und anderen Strategien. Wir verfügen also über viel Erfahrung dabei, uns zu beteiligen und dann bei den Firmen zu engagieren. Darüber hinaus konnten wir neue Produkte und Strategien entwickeln, die den Interessen unserer Kunden gerecht werden. Wir haben einen der ersten Impact-Fonds mit börsennotierten Unternehmen auf dem Markt aufgelegt. Und wir waren der erste Asset Manager, der im Jahr 2021 einige Fonds mit dem Label „Paris Aligned“ versehen hat. Meiner Meinung nach sind wir mit Integrität und auf eine Weise innovativ, die nicht nur aus der Anlageperspektive, sondern auch für unsere Kunden sinnvoll ist.

Der Wert der Vermögenswerte eines Fonds kann sowohl fallen als auch steigen. Dies führt dazu, dass der Wert Ihrer Anlage steigen und fallen kann, und Sie bekommen möglicherweise weniger zurück, als Sie ursprünglich investiert haben.

Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachten Ansichten sollten nicht als Empfehlung, Beratung oder Prognose aufgefasst werden.

von John William Olsen

Der Wert der Vermögenswerte des Fonds und die daraus resultierenden Erträge können sowohl fallen als auch steigen. Dies führt dazu, dass der Wert Ihrer Anlage steigen und fallen wird, und Sie bekommen möglicherweise weniger zurück, als Sie ursprünglich investiert haben.

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