Makroökonomie und Politik
5 min zu lesen 23 Apr. 25
Donald Trumps „Liberation Day“ hat die globalen Kapitalmärkte in einen Schockzustand versetzt. Zwar hat die jüngste Verschiebung der Zölle für eine gewisse Erleichterung gesorgt, doch bleiben erhebliche Unsicherheiten, zumal mit China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt von der Verschiebung ausgenommen wurde. Tatsächlich sieht es derzeit nicht nach einer Entspannung im Handelskrieg zwischen den USA und China aus – im Gegenteil. Neben Zöllen scheinen nun auch Exportbeschränkungen für bestimmte Rohstoffe auf der einen Seite und Computerchips auf der anderen Seite ein bevorzugtes Mittel im Handelskonflikt zu sein. Wenn die beiden größten Volkswirtschaften der Welt durch einen derart aggressiven Handelskrieg geschädigt werden, bleibt der Rest der Welt davon nicht unberührt.
Die Reaktion der Kapitalmärkte zeigt eine deutliche Verunsicherung. So brach der MSCI ACWI innerhalb weniger Handelstage zwischenzeitlich um mehr als 10 % ein. Auch die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen haben sich seitdem ausgeweitet, wenn auch von extrem niedrigen Niveaus ausgehend. Volatil zeigten sich die langfristigen US-Staatsanleihen. Zunächst reagierten die Treasuries (wie erwartet) mit Kursgewinnen und wurden damit ihrer Rolle als „sicherer Hafen“ gerecht, allerdings war diese Entwicklung nur von kurzer Dauer und die Renditeniveaus stiegen plötzlich sprunghaft an (mit entsprechenden Kursverlusten). Entgegen vielen Erwartungen geriet auch der US-Dollar unter Druck, was die Importpreise und damit die Inflationsgefahr in den USA weiter erhöhen dürfte. Es ist gut möglich, dass die Entwicklung der Treasuries und des US-Dollars den US-Präsidenten letztlich dazu bewogen hat, die Aggressivität seiner Handelspolitik zumindest vorübergehend und gegenüber den meisten Handelspartnern etwas zurückzunehmen.
Die weitere Entwicklung ist ungewisser denn je und hängt von der Gemütslage eines Donald Trump ab. Die Lage kann sich schlagartig ändern – zum Positiven wie zum Negativen. Auch wenn die jüngste Verschiebung der Zölle darauf hindeutet, dass die Schmerzgrenze der US-Regierung in Bezug auf das Feedback der Kapitalmärkte erreicht sein könnte und Donald Trump vor allem an Deals mit seinen Handelspartnern interessiert ist (warum sonst sollte er mehr Zeit für Verhandlungen einräumen?), muss immer mit negativen Überraschungen gerechnet werden. Vor allem die weitere Eskalation mit China hat das Potenzial, die globalen Lieferketten empfindlich zu stören.
Das Vertrauen der Handelspartner und der Wirtschaft in die US-Regierung dürfte jedenfalls nachhaltig Schaden genommen haben, was sich unter anderem in einer zurückhaltenden Investitionstätigkeit der Unternehmen niederschlagen könnte. Sollten die Zölle, wenn auch in reduziertem Umfang, über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, dürfte auch die Verunsicherung der US-Konsumenten anhalten, was die US-Wirtschaft, die zu 69 % vom Konsum abhängt, belasten dürfte. Eine Rückkehr zum Optimismus, wie er noch zu Jahresbeginn zu beobachten war, erscheint vor diesem Hintergrund bis auf weiteres unwahrscheinlich.
Die Bewertungen an den Aktienmärkten zeigen ein sehr uneinheitliches Bild. In Europa liegt das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis mittlerweile knapp 10 % unter dem Zehnjahresdurchschnitt und preist damit zumindest leichten Pessimismus ein. In den USA hingegen liegt die Bewertung trotz der Kursrückgänge immer noch rund 7 % über dem Zehnjahresdurchschnitt. Interessant wird es bei der Betrachtung der gleichgewichteten Indizes. Diese geben letztlich an, wie die durchschnittliche Aktie in der jeweiligen Region bewertet ist. Hier liegen die Bewertungen nicht nur in Europa, sondern auch in den USA unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Zumindest für optimistische Stockpicker könnte die Schnäppchenjagd also langsam beginnen.
Auch wenn im Falle einer Rezession weitere Kursverluste drohen, besteht vor allem in Europa aus Sicht der Bewertungen durchaus ein positives Überraschungspotential. Zumindest für die Optimisten unter den Stock-Pickern könnte die Schnäppchenjagd somit langsam beginnen.
Quelle aller Grafiken: Refinitiv, M&G, 16. April 2025
*Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis der durchschnittlich erwarteten Gewinne der nächsten 12 Monate. Der aktuelle Wert zum 16.04.2025 wurde auf Basis der Gewinnerwartungen vom 31.03.2025 berechnet und berücksichtigt somit keine möglichen Veränderungen der Gewinnerwartungen seit diesem Zeitpunkt.
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