Anleihen
4 min zu lesen 21 März 23
Ein baldiges Ende der Inflation ist unwahrscheinlich, sagt Ben Lord von M&G: Doch das ist kein Grund, sich von Unternehmensanleihen abzuwenden
Möglicherweise überschätzen die Märkte, wie weit die Inflation letztlich zurückgehen wird. Trotzdem ist Ben Lord von M&G nicht übermäßig beunruhigt. Im Gegenteil: Der von Citywire mit einem AA-Rating ausgezeichnete Manager ist für Unternehmensanleihen so optimistisch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Dafür führt er gute Gründe an.
Zurzeit befinden wir uns eindeutig in einer Phase der zurückgehenden Inflation. Dazu tragen verschiedene Faktoren bei: Basiseffekte, Rohstoffe und der starke Rückgang der Geldmenge. Die Märkte haben begonnen, eine Rückkehr zu einer Inflationsrate von 2 % in Europa, Großbritannien und den USA einzupreisen. Doch wird diese 2 %-Zielmarke auf Dauer wieder erreicht? Ich halte es für verfrüht, sich darauf festzulegen.
Ein Indikator ist die Stärke der Arbeitsmärkte: In Europa ist die Arbeitslosigkeit auf historischen Tiefständen, in den USA hat sie ein 40-Jahres-Tief erreicht, und in Großbritannien ist das Bild ähnlich. Angesichts dessen ist es gefährlich anzunehmen, dass die Inflation schnell wieder auf alte Niveaus zurückgehen wird. Wenn der Arbeitsmarkt auch nur annähernd so stark bleibt wie bisher, werden wir diesen Inflationszyklus nicht so schnell abhaken können.
Ein anderer wichtiger Punkt ist: Was geschieht, wenn die Rezession im Jahr 2023 oder vielleicht 2024 eintritt? Lässt sich die Inflation dann wieder in den Griff bekommen, oder wird sie trotzdem erhöht bleiben? Sollte die Inflation im Falle einer Rezession sinken, könnten die Zentralbanken die kurzfristigen Zinsen senken, um die Wirtschaft anzukurbeln. Bleibt die Inflation jedoch erhöht, wird das Leben der Zentralbanker sehr viel komplizierter – denn dann hätten sie möglicherweise keinen Spielraum für Zinssenkungen. Meiner Einschätzung nach ist das der Grund, warum die Fed es mit den Zinserhöhungen so eilig hatte. Und warum die EZB jetzt so aggressiv nachzieht.
Eins steht für mich fest: Sowohl die Anleihen- als auch die Aktienmärkte haben alles darangesetzt, die Rückkehr zur Zielinflation vorwegzunehmen. Meiner Meinung nach ist es dafür jedoch noch ein wenig zu früh. Wie gerade gesagt: Wenn die Inflation im Falle einer Rezession höher ist als gewünscht, könnte es sein, dass die Zentralbanken nicht zu einer geldpolitischen Lockerung bereit sind. Als mögliche Folge könnten in Europa, den USA und Großbritannien Millionen von Menschen arbeitslos werden. Die Zentralbanken stünden also unter einem enormen sozialen und politischen Druck, die Zinsen zu senken. Und wenn sie dem nachgeben? Dann würde die Inflation länger auf einem erhöhten Niveau bleiben.
Ja, genau. Die Zentralbanken haben die Zinsen aggressiv erhöht, und der Anleihemarkt erwartet, dass wir uns auf eine deutlich verlangsamte Wirtschaftsentwicklung oder gar eine Rezession zubewegen. Daher ist die Renditekurve stark invertiert; kurzlaufende Anleihen haben also eine höhere Rendite als länger laufende. Die Frage ist, wie sich diese Kurve entwickeln wird. Was passiert, wenn die kurzfristigen Zinssätze immer weiter nach oben getrieben werden? Während der Markt von langfristig sinkenden Zinssätzen ausgeht – aufgrund des geringeren Wachstums und der niedrigeren Inflation? In diesem Fall sollte die Kurve weiter invers bleiben. Doch es könnte auch sein, dass die Zentralbanken eine Kehrtwende einleiten.
Auf Sicht von zwei bis drei Jahren bin ich seit 15 Jahren nicht mehr so optimistisch gewesen. Gegenwärtig halte ich Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating interessanter als fast alles andere – auch als Aktien. Mit britischen Investment-Grade-Unternehmensanleihen lassen sich Renditen von 5-6 % erzielen. Das sind Niveaus, die wir seit 2009 nicht mehr gesehen haben.
Das ist gerade sehr spannend: Zum ersten Mal seit der Corona-Pandemie lässt sich eine Divergenz zwischen den Zentralbanken beobachten. Sie bewegen sich in unterschiedliche Richtungen und zu unterschiedlichen Zeiten. Das eröffnet global orientierten Managern eine interessante Möglichkeit, mit Unternehmensanleihen positive Ergebnisse zu erwirtschaften.
In den USA gab es sehr energische Zinserhöhungen. Mit Ausnahme des Arbeitsmarktes deutet daher alles darauf hin, dass sich die wirtschaftliche Entwicklung abschwächt. Die herrschende Meinung am Markt ist, dass die Fed eher am Ende als am Anfang ihres Zinserhöhungszyklus steht. Wenn der Höhepunkt der kurzfristigen Zinssätze erreicht ist, werden die Anleiherenditen fallen und die Kurse steigen.
Auf der anderen Seite erhöht die EZB die Zinsen weiterhin sehr aggressiv, da sie immer noch mit der Kerninflation und einem sehr angespannten Arbeitsmarkt kämpft. Möglicherweise fallende Renditen von US-Anleihen bei steigenden Kursen, während die EZB die kurzfristigen Zinssätze weiter erhöht, um die Kerninflation zu bekämpfen: Eine solche Phase bietet eine wirklich interessante Gelegenheit für einen Manager, die Differenz zwischen diesen beiden Märkten zu nutzen.
ESG-Investitionen werden immer mehr über ein reines Screening und Ausschlüsse hinausgehen. Es geht verstärkt darum, dass Fonds konkret versuchen, zur Lösung globaler sozialer Probleme beizutragen. Und es geht um Investitionen in Unternehmen, die Lösungen für bedeutende Umweltprobleme finden wollen.
Für uns liegt ein Fokus auf „Labelled Bonds“, also auf wirkungs- oder Impact-orientierten Anleihen. Deren Emittenten begeben grüne, nachhaltige oder soziale Anleihen, um damit direkt Projekte, Anlagen und Ausrüstungen zu finanzieren, die zum Kampf gegen die riesigen Bedrohungen für unseren Planeten beitragen.
Ich halte M&G für gut aufgestellt, um in diesem Bereich aktiv zu sein. Denn einfach eine „grüne“ oder „nachhaltige“ Anleihe kaufen ist zu kurz gedacht. Man muss über die analytischen Ressourcen verfügen, um herauszufinden, wo und wie die Erlöse ausgegeben werden. Man muss auch ein Greenwashing durchschauen können, das zweifellos vorkommt. Und man muss die Entwicklung kontinuierlich überwachen.
Der Wert der Vermögenswerte des Fonds kann sowohl fallen als auch steigen. Dies führt dazu, dass der Wert Ihrer Anlage steigen und fallen kann, und Sie bekommen möglicherweise weniger zurück, als Sie ursprünglich investiert haben.
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