Afrikanische Telekommunikationsfirmen: Sozialen Impact fördern und Geschlechtervielfalt voranbringen

4 min zu lesen 31 Aug. 23

Auf Nachhaltigkeit oder Impact ausgerichtete Investoren können positive Ergebnisse fördern, indem sie Kapital gezielt in Unternehmen lenken, die ökologische und soziale Herausforderungen angehen. Dazu gehören zum Beispiel Ungleichheit und Ausgrenzung. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie mehrere afrikanische Telekommunikationsunternehmen („Telcos“) die Gleichberechtigung und eine stärkere soziale Eingliederung fördern – innerhalb ihrer Branche und in der gesamten Gesellschaft.

Finanzielle, kommunikative und beschäftigungspolitische Hürden für Frauen

Finanzielle Ausgrenzung wird häufig als eines der schädlichsten gesellschaftlichen Hindernisse angesehen. Frauen sind davon weltweit in unverhältnismäßig hohem Maße betroffen. Besonders akut ist das Problem in unterversorgten Regionen in Schwellen- und Entwicklungsländern: Dort kann der Zugang zu Bank- und Finanzdienstleistungen stark eingeschränkt sein. Ebenso schädlich ist das vielleicht weniger im öffentlichen Bewusstsein verankerte Problem der Kommunikationsbarrieren. Dabei sind gefährdete Gruppen von Telekommunikationsnetzen ausgeschlossen – und damit auch von grundlegenden Transaktionen wie mobilen Zahlungen. Auch dieses Hindernis betrifft in diesen Gemeinschaften leider unverhältnismäßig viele Frauen.

Auch am Arbeitsplatz gibt es weltweit keine Gleichbehandlung der Geschlechter. In der erwachsenen Bevölkerung sind 72 % der Männer erwerbstätig, aber nur 47 % der Frauen[1]. Zudem erhalten Frauen für jeden von Männern verdienten Dollar nur 77 Cent[2]. Für den Telekommunikationssektor zeigt eine GSMA[3]-Umfrage, dass in drei Vierteln der befragten Telekommunikationsunternehmen weniger als 40 % der weltweiten Belegschaft Frauen sind[4]. Der Frauenanteil reicht dabei von nur 10 % bis hin zu 52 %.

Lösungen für den informellen Sektor bereitstellen

Wie können Investoren in diesem Bereich etwas bewirken? Zum einen können sie nach Unternehmen mit einer integrativen Arbeitspolitik suchen. Zum anderen können sie Firmen berücksichtigen, die durch ihre Produkte und Dienstleistungen die soziale Inklusion fördern. Beim zweiten Punkt spielen afrikanische „Telcos“ eine wichtige Rolle, indem sie in strukturschwachen Regionen Mobilfunk-, Daten- und Finanzlösungen anbieten. So erreichen sie Millionen von unterversorgten Menschen. Von diesen Lösungen profitieren vor allem Frauen: Fast 60 % der Frauen in Subsahara-Afrika sind finanziell ausgegrenzt, weshalb sie auf mobile Zahlungslösungen und Konnektivität angewiesen sind, um Transaktionen und Bankgeschäfte zu tätigen.

Dies ist aus einem weiteren Grund besonders wichtig: Annähernd 90 % der Frauen in Subsahara-Afrika arbeiten im informellen Sektor. Afrikanische Telekommunikations- und Kommunikationsturm-Unternehmen spielen in ihren Regionen eine Schlüsselrolle dabei, die soziale Inklusion von Frauen und unterversorgten Bevölkerungsgruppen zu fördern. Doch sie müssen auch eine stärkere Inklusion in einer Branche fördern, die weiterhin von Männern dominiert wird.

Höherer Frauenanteil durch Beseitigung von Sicherheitsbarrieren

Afrikas niedriger Anteil berufstätiger Frauen liegt unter anderem am geringen Frauenanteil in Studiengängen wie Naturwissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik. Zudem mangelt es an weiblichen Führungskräften und Mentoren für Berufseinsteigerinnen und Nachwuchskräfte. Auch die Sicherheit ist im Telekommunikationssektor nach wie vor ein großes Hindernis. Die größten Risiken liegen im Straßenverkehr und bei Arbeiten in größeren Höhen. Darüber hinaus birgt der Weg zu und von den Baustellen und bei der Arbeit in abgelegenen Gebieten für Frauen Risiken. Das hat in diesem Bereich zu Zugangsschranken für Frauen geführt.

Mehrere große afrikanische Telekommunikations- und Kommunikationsturm-Unternehmen fördern die Geschlechtervielfalt zunehmend aktiv, indem sie Schulungen anbieten und Sicherheitsmaßnahmen verbessern. Dies hört nicht beim Frauenanteil auf der Vorstandsebene auf. Es erstreckt sich auch auf die Belegschaft. Dadurch dürfte in den kommenden Jahren ein starker Zuwachs weiblicher Talente und Führungskräfte entstehen.

Vorreiter der Branche

Safaricom ist in unserem Impact-Aktienfonds enthalten. Das „Telco“-Unternehmen hat große Fortschritte bei der Förderung der Geschlechtervielfalt gemacht: Der Frauenanteil in Vorstands- und Führungspositionen liegt bei mindestens 35 %. Safaricom ist auch eines der wenigen Unternehmen, das in der Belegschaft ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis erreicht hat. Dies ist auf die erheblichen Anstrengungen von Safaricom zurückzuführen: Um Frauen Zugang zu Bildungsmöglichkeiten zu verschaffen, in Frauen in Firmen aus der Lieferkette zu investieren und durch Schulungs- und Mentorenprogramme eine Nachwuchsförderung zu gewährleisten.

Ein weiteres impact-starkes Unternehmen aus dem Portfolio ist der afrikanische Mobilfunkturmhersteller Helios Towers. Dieser hat auf Vorstandsebene eine solide Frauenquote von 40 % erreicht. Der Frauenanteil im Management und in der Belegschaft ist mit 24 % noch relativ niedrig. Allerdings strebt das Unternehmen bis 2026 in der Belegschaft einen Frauenanteil von 30 % an. Dafür geht es ähnlich vor wie Safaricom und konzentriert sich auf bessere Sicherheitsmaßnahmen und Schulungen für die Arbeit im Außendienst. Helios ist jedoch in neun Märkten mit einer Reihe kultureller Unterschiede tätig. Daher kann es für Helios herausfordernder sein, den Frauenanteil an seinen afrikanischen Standorten zu erhöhen, als bei Mitbewerbern aus homogeneren Märkten. Darüber hinaus gibt es bei Mobilfunktürmen eine Reihe von Sicherheitsaspekten und physischen Herausforderungen für die Belegschaft.

Direkte Vergleiche zwischen beiden Unternehmen sind zwar nicht möglich, es ist jedoch ermutigend, dass sich beide verpflichtet haben, ein hohes Maß an Vielfalt zu fördern oder beizubehalten. Und es ist positiv, dass beide die Förderung der sozialen Inklusion in ihren Regionen ernst nehmen und die Inklusion von Frauen berücksichtigen.

 

[1] Quelle: International Labour Organization. Globale Angaben

[2] Quelle: UN Women. Globale Angaben

[3] Die GSMA ist eine internationale Vereinigung, die die Interessen von Mobilfunkanbietern mit GSM-Netzen und Unternehmen der Netzwerkinfrastruktur vertritt.

[4] Quelle: GSMA-Umfrage: “Accelerating the digital economy: Gender diversity in the telecommunications sector”, 2015. 

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