Anleihen
4 min zu lesen 9 Aug. 23
Als aktive Anleiheinvestoren sind wir es gewöhnt, dass unsere Ansichten vom Konsens abweichen. Derzeit weichen wir in einem Bereich erheblich von anderen Marktteilnehmern ab: Wir glauben, dass ein starker wirtschaftlicher Abschwung noch vermieden werden kann. Diese Beurteilung steht in direktem Gegensatz zu den Prognosen vieler Ökonomen, die schon seit einiger Zeit eine Rezession vorhersagen. Meist wird das Argument ins Feld geführt, dass in der jüngeren Vergangenheit fast alle geldpolitischen Straffungszyklen der US-Notenbank mit einer harten Landung endeten. Dies mag zwar zutreffen, doch gibt es unserer Ansicht nach überzeugende Gründe dafür, dass es diesmal anders sein dürfte. Lesen Sie mehr darüber, welche Gründe dies sind – und warum unserer Meinung nach Investitionen in Unternehmensanleihen weiterhin attraktiv sind.
Diese Stärke zeigt sich vor allem an Arbeitslosenquoten, die in vielen Industrieländern auf dem niedrigsten Stand seit mehreren Jahrzehnten liegen. Hinzu kommen derzeit mehr als 10 Millionen offene Stellen in den USA – das entspricht fast zwei Stellen für jeden Arbeitslosen. Dieser Pool an verfügbaren Arbeitsplätzen dürfte dazu beitragen, mögliche Entlassungen bei einem weiter zurückgehenden Wirtschaftswachstum zu kompensieren. Zudem hatten viele Arbeitgeber nach der Pandemie Schwierigkeiten, neue Mitarbeiter zu finden. Angesichts dieser Erfahrung könnten sie nun zögern, Arbeitnehmer zu entlassen. Die derzeitige angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt macht die Wirtschaft unserer Meinung nach widerstandsfähiger gegen künftige Schocks.
Niedrige Arbeitslosenquoten und ein Rekordhoch bei der Zahl der offenen Stellen
Quelle: Bloomberg, 31. Mai 2023.
Das Hauptproblem für die globalen Finanzmärkte ist derzeit die Inflation. Die Zentralbanken der Industrieländer haben bereits vor 12 bis 18 Monaten mit Zinserhöhungen begonnen. Erst jetzt zeigen sich nach und nach die vollen Auswirkungen. Dies dürfte im Laufe der Zeit zu einem Nachfragerückgang und einer niedrigeren Inflation führen. Außerdem sehen wir die Inflation zumindest teilweise als eine Funktion der Geldmenge. Die quantitative Lockerung hat während der Pandemie zu einer Inflation geführt, und daher werden die Beseitigung der überschüssigen Geldmenge und die quantitative Straffung zur Senkung der Inflation beitragen – möglicherweise sogar auf ein niedrigeres Niveau als von vielen erwartet. Ein Umfeld mit stabilem Wachstum und deutlich sinkender Inflation dürfte sich unserer Ansicht nach positiv auf die Risikostimmung und die Unternehmensanleihen auswirken.
... daher könnte dessen jüngst zu beoachtende starke Verlangsamung die Inflation drücken
Quelle: M&G, Bloomberg, Fed Z-1 Financial Accounts, 31 Mai 2023. M2 ist eine Bezeichnung für eine bestmimte Geldmenge. Sie umfasst M1, das sich aus Bargeld außerhalb des privaten Bankensystems und Sichteinlagen zusammensetzt, aber auch Kapital auf Sparkonten, Geldmarktkonten und Investmentfonds für Privatkunden sowie Termineinlagen von weniger als 100.000 Dollar. M2 ist eine umfassendere Geldmenge als M1. Die Angaben können sich ändern und sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Unserer Ansicht nach dürfte die Nachfrage nach Unternehmensanleihen angesichts des hohen Renditeniveaus stark bleiben. Dies gilt sowohl in absoluten Zahlen als auch im Vergleich zu anderen Anlageklassen wie etwa Aktien. Zum ersten Mal seit der Weltfinanzkrise war die Rendite von US-Unternehmensanleihen mit BBB-Rating höher als die Gewinnrendite des S&P 500. Für Unternehmensanleihen ist dies ein gutes Zeichen: Nun könnten mehr Investoren ihre Zielrenditen erreichen, indem sie in hochwertige Kredittitel investieren.
S&P 500 Gewinnrendite vs. USD Corp BBB Rendite bis zur Fälligkeit
Quelle: Bloomberg, 29. Mai 2023. *nachlaufende 12-Monats-Gewinnrendite.
Finanzielle Repression und das rekordtiefe Zinsniveau: Diese Faktoren waren ein starker Anreiz für Unternehmen, sich stärker zu verschulden und aggressiver vorzugehen, etwa durch Fusionen und Übernahmen oder Aktienrückkäufe. Im Gegensatz dazu werden die Unternehmen in einem Umfeld höherer Zinsen wahrscheinlich konservativer vorgehen und ihre Bilanzen stärken. Diese Tendenz lässt sich bereits am Gesamtnennwert der auf US-Dollar lautenden Unternehmensanleihen ablesen, der über viele Jahre hinweg stetig gestiegen ist und dann während der Pandemie in die Höhe schnellte, jetzt aber wieder abflacht. Das Angebot an Unternehmensanleihen könnte also aus strukturellen Gründen in naher Zukunft geringer ausfallen. Zugleich ist die Nachfrage der Investoren aufgrund des Potenzials für attraktive Renditen nach wie vor hoch. Das spricht unserer Einschätzung nach dafür, dass sich die Anlageklasse auch künftig gut entwickeln könnte.
Marktvolumen von US-Unternehmensanleihen – Nennwert in Mrd. $
Quelle: Bloomberg, 31. Mai 2023.
Das vergangene Jahr war geprägt von stark steigender Inflation und rasanten Zinserhöhungen der Zentralbanken. Dies führte zu einer schwachen Wertentwicklung von Staats- und Unternehmensanleihen – die Kurse passten sich an die höheren Renditen an. Dieses Umfeld ließ auch den ICE BofA Merrill Lynch MOVE-Index, der die Erwartungen der Investoren auf die künftige Volatilität von US-Staatsanleihen widerspiegelt, drastisch ansteigen. Nun liegen die meisten Zinserhöhungen hinter uns. Daher erwarten wir, dass der MOVE-Index sinkt, da die Zinsunsicherheit mit der Zeit etwas nachlässt. In der Vergangenheit gab es eine ausgeprägte positive Beziehung zwischen dem MOVE-Index und den Spreads von Unternehmensanleihen. Dies könnte bei einer Verengung der Spreads zu einer Outperformance der Kredittitel führen.
Rückgang der Zinsvolatilität könnte zu engeren Spreads bei Unternehmensanleihen führen
Die frühere Wertentwicklung stellt keinen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung dar.
Quelle: Bloomberg, 29. Mai 2023. US HY-Spreads vom CDX NA HY Index.
Der Wert der Vermögenswerte des Fonds und die daraus resultierenden Erträge können sowohl fallen als auch steigen. Dies führt dazu, dass der Wert Ihrer Anlage steigen und fallen kann, und Sie bekommen möglicherweise weniger zurück, als Sie ursprünglich investiert haben. Es gibt keine Garantie dafür, dass der Fonds sein Ziel erreichen wird, und Sie bekommen möglicherweise weniger zurück, als Sie ursprünglich investiert haben. Die frühere Wertentwicklung stellt keinen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung dar.
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