Quelle: Bloomberg, 18. August 2023
Japan, das seit langem als eine der großen Value-Fallen gilt, hat sich bei diesem Stil besonders hervorgetan. Seit einiger Zeit beobachten wir ein zunehmendes Bewusstsein sowie Maßnahmen japanischer Unternehmen zur Verbesserung der Corporate Governance und der Aktionärsrenditen. Eine Ankündigung der Tokioter Börse vom Februar hat das Tempo des Wandels noch weiter erhöht. Demnach hat sie insbesondere Unternehmen, die zu weniger als dem 1-fachen Kurs-Buchwert-Verhältnis gehandelt werden, aufgefordert, sich stärker auf eine nachhaltige Verbesserung der Renditen zu konzentrieren. Die Tatsache, dass etwa die Hälfte des japanischen Marktes derzeit unter der Schwelle des 1-fachen Kurs-Buchwert-Verhältnisses gehandelt wird, ist auch den globalen Investoren nicht entgangen.
Obwohl Japan bei Value eine herausragende Rolle spielt, wurde es von anderen Regionen gut unterstützt. Während der starke Anstieg der Kapitalkosten im Jahr 2022 der Auslöser für den Turnaround von Value war, wurde dieser Turnaround unserer Ansicht nach auch durch eine Reihe anderer Faktoren unterstützt, von denen einige entweder neu entstanden sind oder sich seit der Pandemie beschleunigt haben.
Die Beschleunigung der globalen Energiewende durch die Anreize der USA, Russlands Krieg gegen die Ukraine, Chinas Versuche, seinen Immobilienmarkt neu zu strukturieren, oder der ungleichmäßige Ausstieg der Volkswirtschaften aus der COVID-Pandemie: All diese Faktoren tragen dazu bei, dass sich die relative Attraktivität vieler Aktien verändert.
Während wir in den letzten zehn Jahren ein hohes Maß an Einzigartigkeit bei den Triebkräften für die Wertentwicklung auf den globalen Aktienmärkten und innerhalb dieser Märkte beobachten konnten, sehen wir heute zahlreiche Verwerfungen. Wir sind der Meinung, dass dies eine breitere Basis an Möglichkeiten schafft, um Alpha zu generieren. Dies trägt somit dazu bei, gleiche Bedingungen für aktive Value-Investoren zu schaffen, die versuchen, die überdurchschnittliche Performance einer konzentrierten Anzahl von Mega-Cap-Wachstumswerten auszugleichen.
Wird die drohende Rezession Value entgleisen lassen?
Da die Zinssätze in den letzten zehn Jahren, gestützt auf das Narrativ der säkularen Stagnation, immer weiter fielen, änderte sich auch die Risikowahrnehmung der Investoren im Vergleich zu früheren Zeiten.
Infolgedessen änderten sich die Wertentwicklungsmuster von Aktien, die entweder als „Value“ oder als „risikoreich“ eingestuft wurden. Sie mussten in Zeiten der Konjunkturschwäche wesentlich stärkere Kursverluste hinnehmen, gefolgt von einer stärkeren Performance in Zeiten der wirtschaftlichen Erholung.
Value verfügt über viele defensive Bereiche, die in der Vergangenheit in Zeiten wirtschaftlicher Schwäche einen Puffer für zyklische Value-Aktien gebildet haben. In den letzten zehn Jahren war diese Dynamik jedoch nicht stark genug, um die Performance von Wachstumswerten mit langer Duration auszugleichen, die durch immer niedrigere Zinssätze unterstützt wurden.
Im letzten Jahr haben sich die Zinssätze auf ein Niveau normalisieret, das seit zehn Jahren nicht mehr erreicht wurde und die Bewertungsstreuungen verharren auf oder nahe historischen Höchstständen. Das bietet unserer Meinung nach das Potenzial, dass die natürliche Diversifizierung, die innerhalb von Value besteht, eine größere Rolle spielt.
Wir könnten anführen, dass viele zyklische Value-Titel bereits für eine Rezession eingepreist sind. Doch wir sehen die Chance, dass defensive Value-Titel nicht nur als natürliche Absicherung gegen eine zyklische Schwäche fungieren, sondern auch als Quelle der Diversifizierung, falls die Zinsen auf einem normaleren Niveau bleiben und wir eine Verengung der Bewertungen sehen.