SDGs im Fokus: Gleichstellung der Geschlechter verbessern

6 min zu lesen 7 März 24

Dort investieren, wo das Kapital knapp ist – also etwa in den Entwicklungsländern: Das trägt dazu bei, die dringendsten Probleme unserer Zeit anzugehen. Dabei ist die Gleichstellung der Geschlechter ein übergreifendes Thema. Fortschritte in diesem Bereich sind mit allen anderen Ergebnissen der nachhaltigen Entwicklung verwoben. Investoren können die Gleichstellung der Geschlechter in den Entwicklungsländern fördern. Dies geschieht über drei Anlagethemen: finanzielle Teilhabe, nachhaltige Landwirtschaft und Zugang zu Energie.

Was sind die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen?

Die „Sustainable Development Goals“ (SDGs) der Vereinten Nationen sind eine Sammlung von 17 miteinander verknüpften Zielen. Zusammengenommen enthalten sie einen Plan für Frieden und Wohlstand für die Menschen und den Planeten, jetzt und in Zukunft. Die Ziele sollen bis 2030 erreicht werden. Sie umfassen Bereiche wie die Beendigung der Armut und die Verbesserung der Gesundheit, die Verringerung der Ungleichheit, die Bekämpfung des Klimawandels und den Schutz der Ozeane und Wälder.

Vernetzte Natur

Von der finanziellen Eingliederung bis zu den Risiken des Klimawandels: Es gibt wohl keine Herausforderung im Bereich der nachhaltigen Entwicklung, bei der die Ergebnisse für Frauen nicht schlechter sind. Die SDGs sind naturgemäß miteinander verwoben; Fortschritte in einem Bereich erfordern also ein Vorankommen auf anderen Feldern. Während SDG 5 speziell die Gleichstellung der Geschlechter fordert, zieht sich das Gender-Thema durch alle Ziele. Daher können wir nicht hoffen, die SDGs zu erreichen, ohne die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern systematisch zu bekämpfen.

Der aktuelle Stand

Es gibt Fortschritte – doch von einer globalen Gleichstellung der Geschlechter sind wir noch weit entfernt. So wie es derzeit aussieht, werden wir bis 2030 nur 15,4 % der Indikatoren für SDG 5 erreichen. Bei 23,1 % der Indikatoren werden wir weit oder sehr weit vom Ziel entfernt bleiben.1

„Beim derzeitigen Tempo würde es Schätzungen zufolge weitere 131 Jahre dauern, bis die Gleichstellung der Geschlechter erreicht ist.2

Der Stand ist von Region zu Region sehr unterschiedlich. Europa ist gegenwärtig bei der Verwirklichung der Geschlechterparität führend. In weiten Teilen der Entwicklungsländer gibt es noch mehr zu tun. Am geringsten sind die Fortschritte im Nahen Osten und in Nordafrika, gefolgt von Südasien.2

Deutliche Unterschiede zeigen sich auch, wenn man verschiedene Aspekte der Gleichstellung von Frauen und Männern betrachtet. So hat sich beispielsweise im Bildungsbereich in den letzten Jahrzehnten einiges verbessert. Weltweit besuchen 91 % der Mädchen eine Grundschule, verglichen mit 93 % der Jungen. In der Sekundarstufe II haben die Mädchen die Jungen sogar überholt (54 % gegenüber 52 %).3 Auch die Gesundheitsergebnisse haben sich verbessert, und die globalen Entwicklungsorganisationen können heute direkter eingreifen und Hilfe leisten.

Bei der wirtschaftlichen Teilhabe von Frauen ist der Veränderungsbedarf dagegen groß. Weltweit geht weniger als jede zweite Frau im erwerbsfähigen Alter einer bezahlten Tätigkeit nach. Auch dabei gibt es große regionale Unterschiede: In Subsahara-Afrika liegt der Anteil bei 60,9 %, in Nordafrika und dem Nahen Osten nur bei 18,8 %.4

Abbildung 1: Globale Unterschiede bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen

Quelle: Internationale Arbeitsorganisation (ILO). Daten aus dem Gender-Datenportal der Weltbank (SL.TLF.ACTI.ZS), Stand: November 2023.

Die Chance für Investoren

Die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern beseitigen: Das bietet viele Möglichkeiten, um nachhaltige Entwicklungsergebnisse zu fördern und zugleich finanzielle Ergebnisse zu erzielen. Dank der Fortschritte im Bildungswesen wollen derzeit mehr junge, gebildete Frauen ins Berufsleben einsteigen als je zuvor. Untersuchungen von Moody's legen nahe, dass die Beseitigung der geschlechtsspezifischen Unterschiede am Arbeitsplatz das globale BIP jährlich um 7 Billionen Dollar steigern könnte.5 Unternehmen mit hohem Frauenanteil erzielen außerdem mit 25 % höherer Wahrscheinlichkeit bessere finanzielle Ergebnisse als ihre weniger diversen Peers.6

Sicherlich setzen einige Aspekte der Gleichstellung der Geschlechter kulturelle und politische Veränderungen voraus. Investoren können trotzdem eine wichtige Rolle auf dem Weg zu Verbesserungen spielen: Beispielsweise indem sie Geschäftsmodelle unterstützen, die direkte Lösungen für die Stärkung der Rolle der Frau bieten – besonders beim Zugang zu wichtigen Dienstleistungen.

Ein anderer Ansatz besteht darin, mit den Unternehmen aus den Portfolios in Kontakt zu treten. Dies gilt unabhängig davon, ob diese bestimmte Gender-Ziele anstreben oder nicht. Das Engagement kann helfen sicherzustellen, dass die Firmen angemessene Strategien und Verfahren eingeführt haben: zum Beispiel bei Maßnahmen gegen Belästigung, bei Elternzeiten und bei gleichen Karrierechancen.

Abbildung 2: Weniger Unternehmerinnen in den Entwicklungsländern

Quelle: Unternehmensbefragungen der Weltbank, Stand: November 2023.

Finanzierungen für Unternehmerinnen

Wenn Investoren zur Gleichstellung der Geschlechter beitragen wollen, können sie in den Entwicklungsländern bestimmte Unternehmen unterstützen: Beispielsweise Anbieter von Finanzierungen für Unternehmerinnen und Geschäftsinhaberinnen; oder Firmen, die geschlechtsspezifische Unterschiede bei der finanziellen Integration insgesamt verringern wollen. Aufgrund kultureller – oder sogar rechtlicher – Barrieren sind in vielen Entwicklungsländern viel weniger Frauen in einem formellen Beschäftigungsverhältnis. Zudem haben Unternehmensgründerinnen oft einen schlechteren Zugang zu Krediten als Männer. Dies ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass Frauen oft keinen Grundbesitz haben und auch keine anderen Sicherheiten stellen können. Im Rahmen des „klassischen“ Mikrofinanzierungsmodells versuchen Finanzinstitute, dieses Problem durch Gruppenkredite zu überwinden.

Was sind Gruppenkredite?

  • Bei der Gruppenkreditvergabe wird Geld an eine Gruppe von Personen verliehen, z. B. an Unternehmerinnen in einem ländlichen Dorf.
  • Die physischen Sicherheiten werden durch „soziale Sicherheiten“ ersetzt: Die Mitglieder der Gruppe haften gegenseitig für ihre Zahlungen. Das fördert die pünktliche Rückzahlung.
  • Frauen erhalten so die Möglichkeit, kulturelle Barrieren zu überwinden. Sie können Zugang zu Finanzmittel erhalten, um ein Unternehmen zu gründen oder auszubauen.

Chancen in der Landwirtschaft

Frauen in ländlichen Gebieten stellen fast die Hälfte der weltweit in der Landwirtschaft tätigen Arbeitskräfte. Sie machen aber weniger als 20 % der landwirtschaftlichen Landbesitzer aus.7 Der Zugang zu Landbesitz bleibt ihnen häufig verwehrt: durch unzureichende Kredite, ungleiche Bezahlung, geringe Entscheidungsbefugnisse, geschlechtsspezifische Gewalt oder Erbschaftsregeln, die Männer bevorzugen. Wenn Frauen doch Land besitzen, sind sie unverhältnismäßig stark vom Zugang zu Finanzmitteln und wichtigen Betriebsmitteln – etwa Dünger und Pestiziden – ausgeschlossen.

Investoren können einen positiven Wandel fördern, indem sie von Frauen geführte Kleinbauernbetriebe unterstützen. Das ist auf unterschiedlichen Wegen möglich: beispielsweise durch die direkte Finanzierung von Landwirtinnen; die Bereitstellung von Schulungen, Ausbildungsdiensten und Technologien; oder die Unterstützung von Unternehmen, die sich für eine faire Entlohnung von Landwirten einsetzen.

Zugang zu Energie

In vielen Regionen der Welt fehlt eine zuverlässige Netzinfrastruktur für die Stromversorgung. Darum müssen schätzungsweise 52 % der weltweiten Landbevölkerung auf Kerosinlampen, Generatoren mit fossilen Brennstoffen oder andere umweltschädliche Technologien zurückgreifen.8 Diese Geräte verschmutzen die Luft in den Innenräumen. Damit sind sie jedes Jahr für 3,2 Millionen vorzeitige Todesfälle und den Verlust von 86 Millionen gesunden Lebensjahren verantwortlich.8 Frauen und Mädchen sind davon am stärksten betroffen, da sie mehr Zeit im und beim Haus verbringen.

„Frauen und Kinder können Gesundheitsprobleme durch die Luftverschmutzung in Innenräumen vermeiden. Sie haben zudem mehr Möglichkeiten, sich persönlich weiterzuentwickeln: beispielsweise, um zu lernen oder sich selbständig zu machen.“

Ohne ausreichende politische Maßnahmen werden im Jahr 2030 immer noch 1,9 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberen Brennstoffen und Technologien haben. Die meisten von ihnen leben in Subsahara-Afrika.8 Investoren können in diesem Bereich einen positiven Einfluss ausüben: Indem sie Unternehmen unterstützen, die netzunabhängige Solarstromsysteme für Privathaushalte anbieten. Diese können Generatoren und Lampen ersetzen, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Die Systeme bestehen aus einem Solarmodul auf dem Dach, das an die Beleuchtung und eine Steckdose angeschlossen wird. Sie werden oft mit einer mehrjährigen Finanzierung verkauft, um sie für die Menschen erschwinglicher zu machen.

Die Vorteile solcher Systeme sind vielfältig. Allem voran können Frauen und Kinder Gesundheitsprobleme durch die Luftverschmutzung in Innenräumen vermeiden. Zugang zu sauberer, zuverlässiger Energie bedeutet auch weniger Zeitaufwand für das Sammeln und Vorbereiten von Brennstoffen. Das kann Freiräume für die persönliche Weiterentwicklung eröffnen: etwa für abendliches Lernen oder um sich selbständig zu machen und eigenes Geld zu verdienen.

Der SDG Reckoning Report –Update zu den Fortschritten bei den SDGs

Wenn es um das Erreichen der SDGs geht, hinken die weltweiten Ambitionen derzeit der Wirklichkeit hinterher. Das zeigt der jährliche SDG Reckoning Report, den unsere Muttergesellschaft M&G plc veröffentlicht. Er bewertet die Fortschritte auf dem Weg zu den 17 SDGs übergreifend und aus der Perspektive des Impact Investing.

Lesen Sie den M&G plc SDG Reckoning Report

Bitte beachten Sie, dass wir zwar die UN-SDGs unterstützen, jedoch nicht mit den Vereinten Nationen assoziiert sind und unsere Fonds nicht von ihnen befürwortet werden.

1 UN Statistics Division, "Gender equality", (unstats.un.org), Juni 2023.
2 Weltwirtschaftsforum, "Global Gender Gap Report 2023", (weforum.org), Juni 2023.
3 UNICEF-Datenbank "Education Pathway Analysis", (data.unicef.org), 2021.
4 Weltbank Gender Data Portal, (worldbank.org), November 2023
5 Moody's Analytics, 'Close the Gender Gap to Unlock Productivity Gains', (moodysanalytics.com), März 2023.
6 McKinsey & Company, 'Diversity wins: How inclusion matters’", (mckinsey.com), Mai 2020.
7 Vereinte Nationen, 'Securing Women's Land Rights for Increased Gender Equality, Food Security and Economic Empowerment', (un.org), Juni 2023.
8 Weltgesundheitsorganisation, 'Household air pollution and health', (who.int), November 2022.

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