Private Assets
3 min zu lesen 27 Juni 24
Die finale Phase der Basel-III-Regeln hat in den letzten Monaten (und Jahren) viel Aufmerksamkeit erhalten. Für die Banken in der EU, in Großbritannien und vor allem in den USA wird diese weitreichende Folgen haben. Dabei sind die vorgeschlagenen US-Endgame-Regeln, wenn sie in ihrer derzeitigen Form umgesetzt werden, strenger als die europäischen Vorschläge.
Das Endgame ist die letzte Phase des Anforderungspakets von Basel III, das auch als Basel IV bekannt ist. Die europäischen Regulierungsbehörden haben die ergänzenden Eigenkapitalvorschriften 2017 als Teil des übergreifenden Basel-III-Rahmenwerks vereinbart, die als Reaktion auf die globale Finanzkrise entwickelt wurde. Seitdem haben die meisten großen europäischen Banken ihre CET1-Quoten (Common Equity Tier 1) erhöht, und die größten EU-Banken scheinen gut aufgestellt zu sein, um die Umsetzung der endgültigen Reformen zu meistern.
Die Basel-Verordnung sieht zwar eine Umsetzungsfrist bis 2028 vor. In der EU sollen die Regeln jedoch bereits ab dem 1. Januar 2025, in Großbritannien und in den USA ab dem 1. Juli 2025 gelten. Die Einführungsphase soll dann bis zum 1. Januar 2030 laufen. Auch wenn es so scheint, als wäre bis dahin noch viel Zeit: Zahlreiche Banken fangen mit Blick auf die Auswirkungen der endgültigen Reformen bereits jetzt damit an, ihre Kapitalallokationen zu überdenken. Sie konzentrieren sich auf die Optimierung ihrer Bilanzen, um die umfangreichen Änderungen bei der Berechnung der risikogewichteten Aktiva (RWA) zu berücksichtigen. Zur Erinnerung: Risikogewichtete Aktiva sind die Messgröße, die angibt, wie viel Kapital die Banken für die von ihnen eingegangenen Risiken vorhalten müssen.
Eine der wichtigsten Entwicklungen von Basel IV ist die Einführung eines sogenannten Output-Floors. Mit dieser Maßnahme werden Banken dabei eingeschränkt, interne Modelle zur Risikobewertung ihrer Aktiva zu nutzen. Dadurch dürfte der Kapitaleinsatz insbesondere von großen Banken in die Höhe gehen. Sobald die Untergrenzen für die Risikogewichtung eingeführt werden, dürfte es für Banken teurer werden, hochwertige Wohnhypotheken und nicht geratete Unternehmensdarlehen in ihren Bilanzen zu halten. So wird sich etwa die Risikogewichtung von Hypotheken im Vergleich zu Basel III1 verfünffachen. Nach den aktuell geltenden Vorschriften haben viele Banken interne statt standardisierte Modelle verwendet, um die Risikogewichtung für solche Darlehen angesichts ihrer historisch geringen Ausfallraten niedrig zu halten.
Im Laufe der Jahre haben sich so genannte Risikoteilungs-Lösungen für das regulatorische Kapital durchgesetzt. Dazu gehören Significant Risk Transfer (SRT)-Transaktionen und Verkäufe von Kernaktiva/ Portfolios. So können insbesondere europäische Banken nachrangige Risiken aus Portfolios verkaufen, beziehungsweise im Falle von SRT eine Absicherung zukaufen. Damit lösen sie ihre Probleme mit dem regulatorischen Eigenkapital, optimieren ihre Bilanzen und steigern die Rentabilität mit Blick auf die ständig steigenden aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen, die nach der weltweiten Finanzkrise eingeführt wurden.
Signifikanter Risikotransfer: SRT-Transaktionen helfen Banken dabei, ihre RWA-Risiken effektiv zu steuern. Das geschieht durch die Übertragung des Kreditrisikos eines Portfolios mit bestimmten Assets entweder über eine True-Sale-Verbriefung oder eine synthetische Transaktion auf Drittinvestoren. Damit erreichen die Institute eine Entlastung des regulatorischen Eigenkapitals für dieses Portfolio, während sie die Darlehen in ihrer Bilanz behalten und wichtige Kundenbeziehungen aufrechterhalten können.
Verkauf von Assets/ Portfolios: Bei solchen Transaktionen suchen Banken in der Regel nach mehr Spielraum bei den Risikolimits oder nach einer Erhöhung ihrer "Kapitalgeschwindigkeit". Immer häufiger verkaufen sie ganze Pools meist gut laufender und rentabler Darlehen an ausgewählte institutionelle Investoren. Dabei betreuen sie die Darlehen weiterhin gegen eine Gebühr und bleiben unverändert Ansprechpartner für ihre Kunden. Eine Strukturierung, die die vollständige Ausbuchung von Assets und/ oder eine Entlastung des regulatorischen Eigenkapitals zum Ziel hat, kann die bevorzugte Lösung für bestimmte Asset-Typen sein. Das gilt besonders für solche Assets, die aus aufsichtsrechtlicher Sicht kapitalintensiver sind oder bei denen Portfolio-Verkäufe als Teil des strategischen Rückzugs/ Ausstiegs eines Darlehensgebers aus bestimmten Märkten oder Regionen erfolgen, die für ihn nicht mehr von zentraler Bedeutung sind. Diese Asset-Backed-Transaktionen werden häufig auch als Specialty Finance-Transaktionen bezeichnet, oder sie bilden einen Kernbestandteil des wachsenden „Asset-Backed Finance (ABF)“-Komplexes.
In beiden Fällen werden Verbriefungen überwiegend abseits der Börsen durchgeführt. Das liegt an den höheren, größtenteils selbst auferlegten Zugangshindernissen und der mit solchen Transaktionen einhergehenden Komplexität, insbesondere in Europa. Auf diesen Märkten gibt es nach wie vor Aufschläge für Strukturierung, Komplexität und Illiquidität sowie einen geringeren Wettbewerb um die Assets. Das hat zu einem deutlichen Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage geführt.
Es besteht die Möglichkeit, dass ein Schuldner seinen Rückzahlungsverpflichtungen nicht nachkommt. Anlagen können illiquide sein, so dass es schwierig sein kann, eine Anlage zu einem attraktiven Preis oder zum richtigen Zeitpunkt oder als Reaktion auf veränderte Marktbedingungen zu realisieren, zu verkaufen oder zu veräußern. Aufgrund ihrer begrenzten Anzahl können die Anlagen durch die ungünstige Entwicklung eines Vermögenswerts negativ beeinflusst werden.
Mit Blick auf die sich verändernden regulatorischen Rahmenbedingungen haben Banken nach wie vor klare Motive, sich an solchen Transaktionen zu beteiligen. Im Gegenzug bieten SRT und Specialty Finance institutionellen Investoren attraktive Möglichkeiten, vom Abbautrend des Fremdkapitals bei den Banken zu profitieren. Sie erreichen das, indem sie sich in traditionell schwer zugänglichen Teilen des leistungsfähigen Kernkreditportfolios der Banken engagieren und gleichzeitig attraktive risikobereinigte Renditen erzielen können. Dabei sind Volumina und Preise in der Regel weniger volatil, als bei öffentlichen Verbriefungs-/ ABS-Märkten. Die USA verfügen über einen viel stärker entwickelten nicht-öffentlichen Finanzsektor, der unseres Erachtens bedeutend wettbewerbsintensiver und daher aus Renditegesichtspunkten weniger interessant ist als der europäische.
Das Basel-Endgame rückt nun deutlich näher. Damit beginnt für die Banken ein Wettlauf darum, Transaktionen noch unter den aktuell geltenden Regeln abzuschließen und so bis zur Umsetzung von Basel IV ihr regulatorisches Eigenkapital so gut wie möglich zu nutzen.
Im Zusammenhang mit SRT ist besonders erwähnenswert, dass der Output-Floor auch für vorrangig einbehaltene Verbriefungs-Tranchen gilt, was unter den derzeitigen Regeln nicht der Fall ist. Daher wird es wahrscheinlich auch bedeuten, dass bestehende Risikotransfergeschäfte stärker tranchiert werden müssen, um eine effiziente Kapitalreduzierung für ein bestimmtes Portfolio zu erreichen. Der Bedarf an Mezzanine- sowie First-Loss-Risikofinanzierung steigt dadurch an.
Ebenso wird es wahrscheinlicher, dass risikoarme Vermögensklassen, für die bisher niedrige Kapitalanforderungen galten, für SRT-Transaktionen in Frage kommen. Dazu gehören erstklassige Hypotheken und Konsumentenkredite, wobei sich der Schwerpunkt möglicherweise auf risikoärmere Engagements und die am stärksten belasteten Assets in den Bankbilanzen verlagert.
Das Retailbanking dominiert in Europa immer noch den Bereich der Unternehmensfinanzierungen und der Konsumentenkredite. Das gilt auch für Großbritannien. Im Gegensatz dazu sind die USA seit der Zeit vor der globalen Finanzkrise dank des Markteintritts bankfremder Darlehensgeber und Dienstleister zu einem stärker „marktbasierten“ Kreditvergabesystem übergegangen.
Die Disintermediation europäischer Banken ist zwar noch nicht abgeschlossen. Aber die traditionellen Kreditinstitute haben nach dem Ende der Finanzkrise ihre Kreditvergabemöglichkeiten aufgrund strengerer Regulierungen und höherem Kapitaldruck eingeschränkt. Dies hat an sich schon zu Finanzierungslücken in bestimmten Wirtschaftssegmenten geführt, die den Eintritt innovativer, nicht-bankbasierter Plattformen begünstigt haben. Dazu gehören Buy-to-Let (BTL) und spezialisierte Hypothekenkredite, Autokredite und -leasing, Konsumentenkredite und andere Verbraucherdarlehen. Für geduldige Kapitalgeber ergeben sich dadurch immer mehr Möglichkeiten für Asset-Backed-gestützte Finanzierungen der Realwirtschaft.
Parallel dazu steigen die Eigenkapitalanforderungen der Banken weiter an, weil die Vorschriften über mehrere Jahre hinweg schrittweise eingeführt wurden. Die Eigenkapitalrendite (RoE) europäischer Banken war in den letzten 15 Jahren recht schwach und blieb hinter der US-amerikanischer Mitbewerber zurück. Zwar hat sich die Rentabilität in den letzten Quartalen verbessert (was vor allem auf höhere Nettozinsmargen zurückzuführen ist), doch werden europäische Banken immer noch weit unter ihrem Buchwert gehandelt. Die KGV-Multiplikatoren haben sich weiter erhöht und befinden sich im Vergleich mit US-Banken auf einem Allzeittief.
i) strengere Kapitalanforderungen (Basel III);
ii) vorausschauende Rückstellungsanforderungen (IRFS 9); und
iii) neue Regeln für RWAs (Basel IV).
Der Übergang von Basel III zu Basel IV wird in einem mehrjährigen Prozess wahrscheinlich allgemein höhere Eigenkapitalanforderungen mit sich bringen. Banken werden dadurch veranlasst, entweder Risiken zu übertragen, indem sie Kapitalentlastungstransaktionen nutzen, oder stärker Kernaktiva als Teil des Gesamtprogramms zur Bewältigung dieses Problems zu verkaufen. Dazu gehören die Aufnahme von mehr CET1 oder AT1, die Schrumpfung ihrer Bilanz und die Kreditvergabe für kürzere Laufzeiten oder höher im Risikospektrum.
Unserer Ansicht nach bietet sich Investoren eine bedeutende und interessante Gelegenheit, eine sinnvolle Allokation in relativ neue Märkte vorzunehmen, die sich aufgrund langfristiger, dauerhafter Trends in den Bankenmärkten weltweit auftun. Diese langlebigen strukturellen Trends haben noch viel Entwicklungsspielraum und werden die Märkte in den kommenden Jahren dominieren.
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