Natur und Biodiversität: Lösungen für Wasser und sanitäre Einrichtungen

5 min zu lesen 1 Aug. 24

Unsere Insights-Reihe „Natur und Biodiversität“ stellt verschiedenste Themen vor, die für die Lösung der Herausforderungen in diesem Bereich von zentraler Bedeutung sind. Zugleich zeigen wir Wege auf, wie Anleger einen positiven Beitrag leisten können. In diesem Artikel erläutern Adam Pinfold, Michael Rae und Ben Constable-Maxwell die Risiken unseres – derzeitig nicht nachhaltigen – Wasserverbrauchs und einige mögliche Lösungen.

Ertrinken in der Nachfrage

In den letzten hundert Jahren ist die Bevölkerung exponentiell gewachsen. Die Nachfrage nach wichtigen Ressourcen wie Lebensmitteln, Energie und Infrastrukturen ist entsprechend gestiegen. Um die Menschen zu versorgen und den Lebensstandard zu sichern, braucht man Wasser in ausreichender Menge und Qualität. Süßwasser ist ein Dreh- und Angelpunkt für die wirtschaftliche Entwicklung. Industrien wie Bergbau, Energie, Landwirtschaft, Fertigung und Technologie sind darauf angewiesen. Und mehr als ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion hängt von Flüssen ab, da sie den Fischfang, die Bewässerung von Anbauflächen und die überschwemmungsarme Landwirtschaft sichern.1

Wofür Wasser gebraucht wird, verändert sich radikal. Industrielle Versorgungsketten verursachen heute etwa zwei Drittel des weltweiten Wasserverbrauchs. Lebensmittel, Energie, Fertigung, Pharmazeutika, Bergbau, Chemie und Textilien: Diese Sektoren sind für 70 % des Süßwasserverbrauchs und der Verschmutzung verantwortlich.2 Produkte wie Halbleiter sind für die saubere Energiewende von entscheidender Bedeutung. Doch ihre Herstellung erfordert erhebliche Mengen an Reinstwasser, um eine Verunreinigung der elektronischen Geräte zu verhindern. Ein modernes Halbleiterwerk verbraucht in der Regel 2 bis 4 Millionen Liter Wasser pro Tag.3 Das entspricht ungefähr dem Bedarf einer Stadt mit 50.000 Einwohnern.

Diese Verschiebung der Nachfrage ist besorgniserregend. Die auf unserem Planeten verfügbare Wassermenge verändert sich nicht. Der Anteil des für den Verbrauch oder industrielle Prozesse nutzbaren Frischwassers ist jedoch aufgrund von Misswirtschaft und Verschmutzung zurückgegangen. Glücklicherweise wächst das öffentliche Bewusstsein für diese Herausforderung. Mehrere der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zielen darauf ab, wasserbezogene Herausforderungen direkt anzugehen. Dazu gehören SDG 6 „Sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen“ und SDG 14 „Leben unter Wasser".* Diese Ziele setzen ehrgeizige Vorgaben, um eine nachhaltige Zukunft zu sichern, indem man die Bewirtschaftung von Wasserressourcen und die Bereitstellung von Wasser- und Sanitärdienstleistungen für alle verändert. Jetzt liegt es mehr denn je an den Unternehmen, Lösungen zur Bewältigung dieses Problems anzubieten.

**Wir unterstützen die SDGs der Vereinten Nationen. Wir sind jedoch nicht mit den Vereinten Nationen assoziiert, und unsere Fonds werden nicht von den UN unterstützt.

Das empfindliche Gleichgewicht des Grundwassers

Nirgendwo werden die Herausforderungen deutlicher, als wenn wir uns das Grundwasser betrachten. Das Grundwasser hat unzählige gesellschaftliche und wirtschaftliche Nutzen – und es übernimmt eine entscheidende Pufferrolle bei schwankenden Niederschlagsmengen.

Grundwasser wird häufig aus Aquiferen entnommen, also aus unterirdischen Gesteins- und/oder Sedimentbecken. Solche „Grundwasserleiter“ verfügen über eine große Speicherkapazität. Zudem sind sie im Allgemeinen besser vor Verunreinigungen geschützt als Oberflächenwasser. Die Rahmenbedingungen unterscheiden sich bei jedem Aquifer, jedoch können sie eine kosteneffiziente Wasserquelle sein. Manchmal sind sie leicht zugänglich und können mit Bohrungen erschlossen werden – nahe der Orte, wo das Wasser gebraucht wird.

Diese Vorteile haben dazu geführt, dass viele Städte ihren Bedarf überwiegend aus Grundwasser decken. Weltweit sind 2,5 Milliarden Menschen für ihren täglichen Wasserbedarf ausschließlich darauf angewiesen. Bis zu 50 % der Bevölkerung decken ihren Trinkwasserbedarf mit Grundwasser.4 Bevölkerungswachstum, zunehmender Wohlstand und unwirksame Vorschriften haben jedoch zu einer unhaltbar hohen Entnahme von Grundwasser geführt. Daher erschöpfen sich die Ressourcen. Dies gefährdet möglicherweise die Ernährungssicherheit, die Grundwasserversorgung, die Klimaresistenz und die ökologische Integrität von grundwasserabhängigen Feuchtgebieten und Wasserläufen.

„Weltweit sind 2,5 Milliarden Menschen für ihren täglichen Wasserbedarf ausschließlich auf Grundwasser angewiesen. Bis zu 50 % der Bevölkerung decken ihren Trinkwasserbedarf mit Grundwasser.“
 

Es ist wichtig zu wissen, dass Aquiferen natürlichen Schwankungen des Wasserspiegels unterliegen. Sie werden durch längere Dürreperioden oder hohe Niederschläge ausgelöst. In Dürreperioden fließt das in Aquiferen gespeicherte Wasser oft in Flüsse und Feuchtgebiete. Dadurch sinkt der Wasserspiegel in diesen Grundwasserleitern. Umgekehrt führen Niederschlagsereignisse dazu, dass sich die Aquiferen wieder „auffüllen“. Problematisch wird es, wenn die Wasserentnahme durch den Menschen hinzukommt. Diese kann das empfindliche Gleichgewicht der natürlichen Fluktuationen stören und sinkende Wasserstände in den Grundwasserleitern bewirken. Unkontrolliert kann dies zu einer Entwässerung von Aquiferen führen. Dann verringern sich die Erträge der Bohrlöcher und die Pumpkosten steigen. Letztlich muss dann der Grundwasserleiter aufgegeben werden.

Die Wechselbeziehung von Wasser, Natur und Klima

Diese Herausforderungen gehen weit über das Wasser hinaus. Die Verflechtung zwischen Wasser, Natur und Klimawandel wird immer deutlicher. Das Zwischenstaatliche Gremium für Klimaänderungen (IPCC) hat die weitreichenden Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserkreislauf hervorgehoben, die zu veränderten Niederschlagsmustern führen und die Probleme der Wasserknappheit in Regionen verschärfen, die ohnehin schon vor Herausforderungen stehen.

Die Auswirkungen des Klimawandels ersctrecken sich auch auf das Leben im Meer. Im Jahr 2021 sollen an der kanadischen Pazifikküste mehr als 1 Milliarde Meerestiere verendet sein – aufgrund des Temperaturanstiegs.5 Solche Vorkommnisse unterstreichen, wie dringend wir uns mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Wassersysteme befassen müssen. Unsere Süßgewässer beherbergen eine unglaubliche Vielfalt von 140.000 spezialisierten Arten. Ein Drittel davon ist vom Aussterben bedroht. Dies ist eine direkte Folge unseres Missmanagements beim Wasser und seiner Verschmutzung.6

Die Umweltverschmutzung berücksichtigen

Die Entwicklung führt auch zu einem steigenden Bedarf an Abwassermanagement. Gegenwärtig werden 48 % des Abwassers ungeklärt in die Umwelt eingeleitet.7 Die zunehmende Urbanisierung und die wirtschaftliche Entwicklung werden dies noch verstärken. Die Einleitung von verschmutztem Wasser ist im Allgemeinen in Ländern mit niedrigem Einkommen stärker verbreitet. Doch die Wasserverschmutzung ist keineswegs auf diese Regionen beschränkt.

"Sowohl reiche als auch arme Länder kämpfen mit der Wasserverschmutzung. Und bei steigendem wirtschaftlichem Wohlstand nimmt die Bandbreite der Schadstoffe nicht ab, sondern eher zu".
 

Eine beträchtliche Quelle der Wasserverschmutzung ist die Landwirtschaft. Die Betriebe leiten Agrarchemikalien, organische Stoffe, Arzneimittelrückstände, Ablagerungen und salzhaltige Abwässer in die Gewässer ein. Ackerbau und Viehzucht tragen erheblich zur Wasserverschmutzung bei: auch weil Pestizide und Düngemittel verstärkt eingesetzt werden. Tierische Gülle ist reich an Krankheitserregern, Ammoniak und Phosphat – und sie hat einen hohen biologischen Sauerstoffbedarf. Je mehr der Viehbestand wächst, um den Bedarf unserer wachsenden Bevölkerung zu decken, desto mehr Gülle fällt an. Zugleich kommen mehr Impfstoffe, Antibiotika und Hormone zum Einsatz.

Diese landwirtschaftlichen Schadstoffe gelangen durch Versickerung, Oberflächenabfluss und Bodenerosion in unsere Gewässer. Der Abfluss von nitrat- und phosphorhaltigen chemischen Düngemitteln ist eine der wichtigsten menschenbedingten Ursachen für die Wasserverschmutzung: Denn er führt zur Überdüngung der Gewässer. Die übermäßige Nährstoffzufuhr begünstigt wiederum starkes Algenwachstum. Dieses beeinträchtigt die Wasserqualität, verringert den Sauerstoffgehalt und kann die einheimische Fauna schädigen.

Eine weitere Quelle der Wasserverschmutzung sind Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS). Dabei handelt es sich um eine Gruppe von synthetischen Chemikalien mit schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt und unsere Gesundheit. Solche Chemikalien sind allgegenwärtig. Sie werden beispielsweise in wasserabweisender Kleidung, antihaftbeschichtetem Kochgeschirr und fettdichten Lebensmittelverpackungen verwendet. PFAS können eine Lebensdauer von mehreren tausend Jahren haben. Das hat ihnen den Spitznamen „ewige Schadstoffe“ eingebracht. Sie wurden mit Gesundheitsproblemen wie Krebs und Fortpflanzungsschäden in Verbindung gebracht. Die meisten PFAS-Gesundheitsskandale in den USA und Europa standen im Zusammenhang mit der Verunreinigung des Trinkwassers. Es gibt jedoch Unternehmen, die an Lösungen für solche Probleme arbeiten.

Fallstudie: American Waterworks

American Waterworks ist ein großes, reguliertes Wasser- und Abwasserunternehmen in den USA. M&G investiert im Rahmen von Impact-Strategien in das börsennotierte Unternehmen. American Waterworks bietet Lösungen für die PFAS-Problematik. Es hat sich darauf spezialisiert, eine hohe Wasserqualität zu gewährleisten und neu auftretende Schadstoffe zu untersuchen – einschließlich PFAS. Zu den Lösungen des Unternehmens gehört die schnelle und zuverlässige Installation von temporären Aktivkohlefilter-Systemen (GAC). Sie können dazu beitragen, PFAS aus dem Wasser herauszufiltern. Die Entwicklung in diesem Bereich steht noch am Anfang. Bei American Waterworks gibt es jedoch bereits ein bereichsübergreifendes Team, das sich auf den wissenschaftlichen und rechtlichen Rahmen für die Erkennung von PFAS sowie auf neue Technologien zur Entfernung von PFAS konzentriert.

Plastik und die Ozeane

Es ist umfassend dokumentiert: Das gewaltige Ausmaß des weltweiten Plastikverbrauchs bringt die enorme Herausforderung mit, die Entsorgung verantwortungsvoll zu gestalten. Jährlich gelangen etwa 8-10 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Ozeane.8 Die Wassertiere verfangen sich darin, ersticken daran, verschlucken Plastikteile und sind Chemikalien ausgesetzt, die mit Plastik in Verbindung gebracht werden.

Tiere wie Schildkröten oder Robben können sich in Makroplastik wie Sixpack-Ringen verfangen. Dies schränkt ihre Beweglichkeit ein und kann sie erwürgen. Für Meeresschildkröten sind schwimmende Makrokunststoffe wie Plastiktüten besonders schädlich. Sie verwechseln sie mit einer ihrer wichtigsten Nahrungsquellen – den Quallen.

Mikroplastik ist ähnlich gefährlich. Es kann von einer Vielzahl von Meereslebewesen aufgenommen werden. Dann wandert es die Nahrungskette hinauf von kleineren zu größeren Meeresbewohnern. Mikroplastik erhöht zudem die Wahrscheinlichkeit, dass Korallen erkranken. Durch Wechselwirkungen mit Kalk-Riffen und Primärproduzenten beeinträchtigt es die Fähigkeit der marinen Ökosysteme, CO2 zu binden. Dies gefährdet einige unserer natürlichen Kohlenstoffspeicher.

Fallstudie: Tetra Tech

Tetra Tech steht auf der Watchlist der M&G Impact-Strategien für börsennotierte Unternehmen. Es bietet eine Vielzahl von Lösungen für das Wassermanagement an. Das Ziel ist es, eine „widerstandsfähige Wasserzukunft“ zu schaffen. Tetra Tech bewertet derzeit in einem mehrjährigen Projekt die Risiken von Mikroplastik in einer US-Region. Im Rahmen der Bemühungen, Mikroplastik-'Speicher' (Anhäufungen von verrottetem Plastikmüll) zu verstehen, untersucht das Unternehmen die Rolle von untergetauchten Wasserpflanzenbetten beim Abfangen von Mikroplastik in den Flüssen Anacostia und Potomac in der Nähe von Washington DC. Untersucht wird die Frage, ob aus diesen Lebensräumen Mikroplastik in die Nahrungsketten an den Küsten gelangt. Die Ergebnisse der ersten Studien wurden in wissenschaftlichen Kreisen vorgestellt. Sie sollen helfen, die ökologischen Auswirkungen von Mikroplastik besser zu verstehen. Letztlich sollen so Strategien entwickelt werden, wie sich die Plastikverschmutzung verringern lässt.

Quelle: https://www.tetratech.com/projects/evaluating-the-risk-of-microplastics-in-coastal-waters

Die bereitgestellten Informationen sind nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines bestimmten Wertpapiers zu verstehen.

1 WWF, ‘High cost of cheap water’, (panda.org), 2023.
UN Water, ‘The United Nations World Water Development Report 2021: Valuing Water’, (unwater.org), 2021.
3 Sustainalytics, ‘Waste Not, Want Not – Water Use in the Semiconductor Industry’, (sustainablytics.com), 2017.
4 The Groundwater Project, ‘The importance of groundwater’, (gw-project.org), 2024.
5 Scientific American, ‘Pacific Northwest Heat Wave Killed More Than One Billion Sea Creatures’, (scientificamerican.com), 2021.
6 WWF, ‘Freshwater biodiversity’, (panda.org), 2024.
7 United Nations University Institute for Water, Environment and Health, ‘Half of global wastewater treated, rates in developing countries still lagging’, (inweh.unu.edu), 2024.
8 Unesco Ocean Literacy Portal, ‘Ocean plastic pollution an overview: data and statistics’, (unesco.org), 2022.

von Adam Pinfold, Michael Rae und Ben Constable-Maxwell

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