Im Gespräch mit Emmanuel Deblanc

7 min zu lesen 12 Nov. 24

Emmanuel Deblanc ist passionierter (Ex-)Schachspieler und seit 2024 CIO für Private Markets bei M&G Investments. Romil Patel spricht mit ihm darüber, wie seine berufliche Laufbahn begann und wie er es an die Spitze geschafft hat. Außerdem erklärt der CIO, warum die Private Markets seiner Ansicht nach an einem Wendepunkt stehen – und über die Kunst des Dealmakings in einer Welt, in der mehr Wettbewerb herrscht als je zuvor. 

Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient, bevor Sie in die Investmentbranche eingestiegen sind?

Ich spiele leidenschaftlich gerne Schach und habe früher an Turnieren teilgenommen. Meinen ersten „Lohn“ habe ich bei einem Schachturnier verdient, das ich gewonnen habe. Das war in Frankreich, und ich war damals 17.

Erzählen Sie uns von den Anfängen Ihrer Karriere. Wie kam es, dass Sie sich für die Investmentbranche entschieden haben? Wo war Ihre erste Anstellung? Und was hat Sie dazu bewogen, sich auf die Private Markets zu konzentrieren? 

Ich war noch ziemlich jung, als mir klar wurde, dass ich im Finanzsektor arbeiten möchte, da das zu meinen Stärken passt. Ich dachte: „Ich kann gut mit Zahlen umgehen – und das ist ein entscheidender Faktor.“ Das war die Hauptmotivation für meinen Wunsch, in der Branche zu arbeiten. Ich entdeckte eine Stellenanzeige in der Financial Times, die seinerzeit zu den wichtigsten Quellen zählte, wenn man auf der Suche nach einem Job und nach beruflichen Chancen war. Meine Laufbahn begann ich als Finanzmodellierer, also im quantitativen Bereich, bei einem Joint Venture, zu dem S.G. Warburg und Bechtel gehörten.

Meine Arbeit dort war im Grunde eine Mischung aus Programmieren und Finanzen, was ich ziemlich spannend fand. Die Zahl der Bewerber auf eine solche Stelle war seinerzeit deutlich dadurch eingeschränkt, dass Programmieren und Finanzen kombiniert werden mussten.

Wie verlief Ihr Weg zum CIO? Was war Ihre größte Herausforderung und was haben Sie daraus gelernt?

Sie müssen lernen, sich in einer Welt zurechtzufinden, in der Sie nicht einen Deal nach dem anderen abschließen. Sie müssen sich auf langsamere Prozesse und längerfristige Horizonte einstellen – das sind sicherlich die Schlüsselmerkmale dieser Funktion. Doch die andere Frage ist: Wie gelangt man dorthin? Das Dealmaking hat relativ viel Suchtpotenzial. Mit der Zeit habe ich gelernt, einzelne Jobs und Aufgaben als Deals anzusehen. Dennoch musste ich mich auf eine ganz andere Arbeitsumgebung einstellen.

Um einen Deal ins Rollen zu bringen, braucht es manchmal eine sehr direkte und unverblümte Sprache. Das kann in deutlichem Widerspruch zur Kultur in einem Unternehmen stehen, wo Sie über gefühlt längere Zeiträume die Interessen der unterschiedlichsten Gruppen zusammenführen müssen.

Wie passt die Kunst des Dealmakings in diese Ära des intensiveren Wettbewerbs, in der wir heute leben? Und was würden Sie in Sachen Dealmaking denjenigen raten, die ganz am Anfang ihrer Karriere stehen und nach oben kommen wollen – sei es an den Privat-, Aktien- oder Anleihemärkten? 

Ich würde ihnen raten, nicht binär zu denken. Es geht nicht um ein einfaches Ja oder Nein. Vielmehr gibt es in Verhandlungen mitunter viele Vorbehalte – also ein „Ja, aber …“ oder ein „Nein, aber …“. Man trifft sich also vielleicht irgendwo in der Mitte, oder man sucht nach Alternativen zum Status Quo. Oder aber, man schafft es, Meinungsverschiedenheiten oder gegensätzliche Ansichten zu überwinden.

Das gilt ähnlich auch für Ihre Verhandlungspartner. Sie erfahren dadurch, wie Ihre Anforderungen aussehen und können darauf reagieren, mit Sätzen, die beginnen mit „Nein, aber ...“, oder lieber: „Ja, aber …“. Und dann können Sie daran arbeiten, dass die gestellten Bedingungen erfüllt werden.

Für mich liegt genau hier die Kunst des Dealmakings: Es geht darum, der anderen Seite mit Respekt zu begegnen, ihr zuzuhören und sie als ernstzunehmenden Verhandlungspartner zu sehen. Natürlich gibt es auch andere Verhandlungsmethoden. Letztlich muss das jeder auf eine Weise tun, die seiner Persönlichkeit und seinem Stil entspricht.

Bei M&G Investments legen wir großen Wert auf Kontinuität, Respekt und die Fähigkeit, anderen genau zuzuhören.

Was den Aufstieg auf der Karriereleiter betrifft, so würde ich wirklich empfehlen sich darauf zu konzentrieren die Arbeit zu erledigen und neue Ideen zu verfolgen. Das ist wichtiger, als nur darüber zu reden Dinge zu erledigen. 

„Wenn Sie ein Thema oder Muster erkennen, halten Sie damit nicht zurück! Teilen Sie es anderen mit und bringen Sie die Sache ins Rollen!“ 
 

Die Private Markets befinden sich an einem entscheidenden Punkt ihrer Entwicklung, da sie bei den Anlegern immer beliebter werden und nicht länger ausschließlich institutionellen Anlegern vorbehalten sind. Wie attraktiv sind die Private Markets für ein breiteres Anlegerspektrum? Wo sehen Sie die größten Hindernisse und wo die größten Chancen? 

Ich glaube, dass wir an einem Wendepunkt stehen. Die Private Markets wachsen, und die Kreditmärkte haben in den letzten Jahren eine deutliche Beschleunigung erlebt. In einigen Segmenten, etwa Core-Immobilien oder Infrastruktur, hat der Anstieg der Realzinsen Spannungen im System verursacht. In einigen Fällen haben sich sogar die Deal-Aktivitäten verlangsamt. Wir befinden uns in einer fortgeschritteneren Phase der Normalisierung, in der wir nicht länger die Vorzüge der quantitativen Lockerung nutzen können. Ich glaube, dass wir auf dem Weg hin zu einem nachhaltigeren Nachfrageniveau sind, das auf den soliden Vorteilen der Private Markets basiert, statt auf den Vorteilen, die an einen bestimmten Zeitpunkt oder eine bestimmte Makropolitik der wichtigsten Zentralbanken gebunden sind – was man als „Private Markets-Tourismus“ bezeichnen könnte.

Zugleich gilt es, eine steigende Nachfrage traditioneller bzw. institutioneller Anleger zu erfüllen. Andererseits wächst auch die Nachfrage vonseiten vermögender Privatpersonen und privater Großanleger. Wir befinden uns an einem Wendepunkt, da die Nachfrage nach Anlageklassen der Private Markets steigt, was die zweite Wachstumsphase in diesem Bereich einleiten dürfte.

Das ist eine normale Phase des Wachstums. Die Anlegerbasis wird nach und nach breiter. Das bedeutet, dass wir uns auch auf neue Anforderungen dieser Anleger einstellen müssen, beispielsweise in Bezug darauf, sie entsprechend zu schulen oder ihre Liquiditätsanforderungen oder ihr Risikoprofil zu erfüllen. Es geht darum, für diese neuen Anleger ein Angebot zu schaffen, das von Anfang an Diversifizierungsmöglichkeiten bietet.

Genau das ist es, was wir anbieten wollen: Zugriff auf eine breit diversifiziertes Angebot in einer frühen Phase des Anlageverfahrens, was sich von der Position institutioneller Anleger unterscheidet, die es sich leisten können, mit dem Aufbau einer Position mehrere Jahre zu warten.

Wenn wir die Märkte als Ganzes betrachten, was ist Ihre größte Sorge und was stimmt Sie optimistisch? Und was davon wird Ihrer Meinung nach die Oberhand gewinnen? 

Der wichtigste Grund dafür, dass ich die Private Markets optimistisch einschätze, liegt darin, dass wir erst am Anfang stehen. Die Bereiche der Wirtschaft, die dringenden Finanzierungsbedarf haben sind meiner Meinung nach auf die Private Markets angewiesen, um so die Strategien für den Übergang und das Klima voranzutreiben. Wenn es sich um ein aufstrebendes Wirtschaftssegment handelt, um neue Technologien, einen neu entstehenden Rechtsrahmen, dann können Private Markets meiner Meinung nach einen wichtigen Mehrwert schaffen.

Außerdem beobachten wir, dass sich im Zuge des Entwicklung an den Private Markets neue Optionen, Produkte und Segmente entwickeln. Das ist der natürliche Lauf der Märkte. Unsere Aufgabe ist es, herauszufinden, wie wir das Interesse der Anleger und ihre Anforderungen am besten mit diesen Segmenten in Einklang bringen. Es ist wirklich spannend, wie sich das im Laufe der Jahre entwickeln wird. Zunächst einmal geht es für uns darum, einen Markt, eine Nische, zu schaffen, die in ein paar Jahren zum Mainstream werden kann. 

Was sind Ihre bevorzugten Informationsquellen für Investitionen, aber auch für globale Themen, Geopolitik, Kultur und Sport? 

Vor allem die ausländische Presse in den USA und Europa ist sehr nützlich, um sich ein Bild aus den unterschiedlichsten Perspektiven zu machen. Außerdem lese ich viel über außenpolitische Themen. Ich denke, das hilft, um sich einen längerfristigen Überblick über die geopolitische Situation zu verschaffen. 

Was ist Ihre Lieblingsstadt oder Ihr Lieblingsland und warum? 

Stockholm. Ich liebe diese Stadt und ihre Architektur. Man könnte sagen, es ist das Paris des Nordens! Es gibt dort tolle Restaurants, gute kulturelle Einrichtungen, und es ist auch aus geschäftlicher Perspektive ein toller Ort. Es fühlt sich unkompliziert an, und die Menschen sind recht offen – sowohl in gesellschaftlicher als auch in geschäftlicher Hinsicht. Die Leute leben dort einen sympathischen, pragmatischen Ansatz und haben keine Angst vor Innovationen. 

Was machen Sie gerne, wenn Sie nicht im Büro sind? 

Meine Lieblingsbeschäftigungen sind Kitesurfen, Squash – und natürlich Schach! Ich reise gerne nach Cabarete in der Dominikanischen Republik und nach Akyaka in der Türkei. In der Dominikanischen Republik gibt es fantastische Wellen und in der Türkei ist der Wind sehr zuverlässig. 

Welchen Rat würden Sie jemandem geben, der noch am Beginn seiner Karriere in der Investmentbranche steht? 

Haben Sie keine Angst, neue Ideen zu entwickeln und diese auch zu präsentieren. Und seien Sie mutig. Wenn Sie ein Thema oder Muster erkennen, halten Sie damit nicht zurück! Teilen Sie es anderen mit und bringen Sie die Sache ins Rollen. Lasse Sie nicht zu, dass Sie es später bereuen, eine neue Idee nicht weiterverfolgt zu haben. Denn die Idee könnte eine gute sein. Das wäre mein Ratschlag für eine Karriere, die von eigenen Überzeugungen geleitet ist. 

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