Investment Perspektiven – Ausblick 2025: Dranbleiben statt Zurücklehnen

5 min zu lesen 10 Dez. 24

2024 war ein ereignisreiches Jahr – mit einer Rekordzahl von Wahlen weltweit, dem beständigen Blick auf die Aussichten der Geldpolitik und einigen extremen Marktturbulenzen. Die Aktienmärkte haben sich vom komplexen Umfeld nicht beirren lassen: In den USA stieg der S&P 500 Index um mehr als 25 % und näherte sich damit einem Rekordhoch. Der Goldpreis kletterte ebenfalls nach oben, was auf eine erhöhte Unsicherheit hindeutet. Die Renditen von Staatsanleihen fielen dagegen eher schwach aus.

Welche Trends könnten die Finanzmärkte im Jahr 2025 beeinflussen? Und wo sollten Investoren in den kommenden Monaten nach potenziellen Chancen Ausschau halten? 

David Knee
Deputy CIO Fixed Income

Zinssätze im Sinkflug

Inflation und Zinssätze waren für die Investoren in den letzten Jahren zentrale Themen. Damit sind die Zentralbanken ins Rampenlicht gerückt, allen voran die US-Notenbank Fed. An der Schwelle zum Jahr 2025 beginnen die großen Zentralbanken damit, die Zinsen zu senken – nach den vorhergehenden, aggressiven Zinserhöhungen. Die Investoren mussten unerwartet lange auf diesen Kurswechsel warten. Die Fed beispielsweise ließ die Zinsen 18 Monate lang unverändert, ehe sie im September 2024 den Abwärtspfad einschlug. 

Für David Knee, Deputy CIO Fixed Income, stellt die „higher for longer“-Politik der Fed die anerkannte Wirtschaftstheorie in Frage. Er bescheinigt den entwickelten Volkswirtschaften eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit angesichts des 5%igen Zinsanstiegs in den USA und den Zinsanstiegen in anderen Regionen. Unter den Investoren scheint sich jedoch die Ansicht durchzusetzen, dass die Zinsentscheider damit statt einer Rezession eine „sanfte Landung“ der Wirtschaft herbeigeführt haben: Sie haben die Inflation gesenkt, ohne eine größere Abkühlung der Konjunktur zu verursachen.

Was heißt das mit Blick auf die Zukunft? Auch wenn der weltweite Zinssenkungszyklus eingeläutet wurde, bleiben Unsicherheit über Ausmaß und Tempo weiterer Senkungen bestehen. Die Zentralbanken verlassen den Zinsgipfel vorsichtig und zurückhaltend. Das gilt besonders in den USA mit ihrer nach wie vor robusten Wirtschaft. Angesichts der unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen könnten die Zinssätze je nach Region schneller oder langsamer sinken. 

Die einzige nennenswerte Ausnahme in diesem Abwärtstrend ist die Bank of Japan. Sie wird die Zinssätze im kommenden Jahr wohl anheben, um Japan aus der jahrzehntelangen Deflation herauszuführen.

Bei Anleihen vorsichtig vorgehen

Was bedeutet die Normalisierung der Zinssätze für globale Anleiheinvestoren? David Knee hält die absoluten Renditen nach wie vor für attraktiv – bei sehr kurzen ebenso wie bei längeren Laufzeiten: Denn diese Anleihen bieten einen gewissen Schutz gegen einen möglichen Anstieg der Inflation. 

Seiner Ansicht nach bilden Anleihen mit längeren Laufzeiten zudem ein potenzielles Gegengewicht zu Aktienengagements, falls sich die makroökonomische Lage eintrüben und die Aktienmärkte fallen sollten. 

Bei Unternehmensanleihen ergibt sich ein nuanciertes Bild. Die Credit Spreads – also der Renditeaufschlag zu risikofreien Vermögenswerten wie Staatsanleihen – sind niedrig. Investoren werden für die Übernahme längerfristiger Unternehmensrisiken also nicht gut entlohnt, weder im Investment Grade-Bereich noch bei risikoreicheren Hochzinsanleihen. Andererseits liegen die absoluten Renditen in der Nähe der langfristigen Durchschnittswerte. 

Unter dem Strich ist David Knee der Meinung, dass Anleiheinvestoren im Jahr 2025 Vorsicht walten lassen sollten. Seiner Einschätzung nach könnte eine defensive Positionierung für Portfolios vorteilhaft sein.

Fabiana Fedeli
CIO, Equities, Multi Asset & Sustainability 

Der Trump-Effekt

Sollten die Spekulationen über die Zentralbankpolitik im Jahr 2025 abklingen, könnte Donald Trump eine neue wichtige Quelle potenzieller Unsicherheit für die Finanzmärkte darstellen. Seit seinem Wahlsieg im November 2024 haben die möglichen Auswirkungen seiner „America First“-Politik die Marktkommentare und Schlagzeilen beherrscht, beispielsweise bei Themen wie Zöllen und Einwanderungsbeschränkungen. 

Wird der „Trump-Trade“ – also die Investition in Aktien, die von seiner Politik profitieren könnten – auch im Jahr 2025 im Fokus vieler Investoren stehen? Fabiana Fedeli, CIO Equities, Multi Asset and Sustainability, geht davon aus. Die Erwartung von weniger Regulierung und niedrigeren Steuern wird sich ihrer Meinung nach positiv auf das kurzfristige makroökonomische Bild der USA auswirken. Beim längerfristigen steuerlichen Bild fällt ihre Einschätzung anders aus. Eine große Sorge einiger Investoren ist, dass mit Trumps Politik das US-Defizit noch schneller wachsen könnte. 

Hohe Einfuhrzölle würden sich negativ auf die US-Wirtschaft und besonders auf die Inflation auswirken: Denn importierte Waren würden sich verteuern. Jegliche inflationsfördernden Auswirkungen von Trumps Politik könnten die Richtung der Zinsentscheidungen der Fed beeinflussen. 

Es wird viel darüber diskutiert, wie sich Trumps zweite Amtszeit entwickeln wird. Letztlich wird nur die Zeit zeigen, wie viele der vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden – und in welchem Ausmaß. 

Selektive Chancen in Europa und Asien

Der US-Aktienmarkt könnte aufgrund des robusten Wachstums und der Erwartungen an die Trump-Politik 2025 erneut eine Outperformance erzielen. In Märkten wie Europa und Asien sieht Fabiana Fedeli dagegen überzeugende aktienspezifische Chancen („Bottom-up“). 

Mit Blick auf Europa weist sie auf Chancen in konjunkturabhängigeren Sektoren wie Chemie und Werkstoffen hin. Banken hält sie für einen weiteren potenziell interessanten Bereich. Gegenüber chinesischen Aktien sind die Investoren angesichts von Sorgen zu den Folgen von US-Zöllen und zur chinesischen Binnenwirtschaft zurückhaltend. Dies schafft überzeugende Möglichkeiten für Investoren, die auf Basis fundamentaler Analysen gezielt Einzeltitel auswählen („Stockpicking“).

Investoren werden sich also mit den Auswirkungen von Trumps Politik, den hohen Bewertungen und der Ausweitung der Renditequellen über den Technologiesektor hinaus auseinandersetzen müssen. Die zentrale Herausforderung für 2025 wird darin bestehen, die Bereiche mit den besten potenziellen Renditechancen zu ermitteln. Die Titelauswahl wird entscheidend sein, um überzeugende Portfoliorenditen zu erzielen.

Emmanuel Deblanc
CIO, Private Markets

Wachstum der Private Markets setzt sich voraussichtlich fort

Das Interesse der Investoren an den Private Markets bzw. alternativen Anlagen ist in den letzten Jahren gewachsen. Nach Einschätzung von Emmanuel Deblanc, CIO Private Markets, wird sich dieser Trend im Jahr 2025 fortsetzen. Institutionelle Investoren schichten zunehmend von den öffentlichen Märkten in Private Assets um. Zugleich öffnen neue Anlageprodukte auch nicht-institutionellen Investoren die Tür zu dieser Anlageklasse. Damit werden Private Market-Anlagen für eine breitere Investorenbasis zugänglich.

Emmanuel Deblanc ist zuversichtlich, dass sich die Öffnung des Marktes für Börsengänge positiv auf Private Equity-Anlagen auswirken könnte. Investoren bietet sich dadurch die Möglichkeit, aus ihren Investitionen auszusteigen. 

Angesichts der historisch hohen realen (inflationsbereinigten) Renditen sieht Emmanuel Deblanc auch für Private Credit positive Aussichten. Die Anlageklasse hat sich über Marktzyklen hinweg als widerstandsfähig erwiesen und er erwartet, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Trotz einiger Gegenwinde befindet sich der Immobiliensektor im Erholungsmodus und bietet Investoren im Jahr 2025 Chancen.

Dranbleiben statt Zurücklehnen 

Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus und mögliche Störungen in der Weltwirtschaft sind sicherlich große Quellen der Unsicherheit. Schrittweise Zinssenkungen der Zentralbanken, anhaltende Besorgnis über eine mögliche Rezession: Angesichts dessen ist unserer Meinung nach nicht die Zeit gekommen, um sich in Sicherheit zu wiegen. In einer immer unberechenbareren Welt glauben wir, dass ein aktiver und selektiver Ansatz Investoren 2025 helfen kann, vielversprechende langfristige Chancen in den verschiedenen Anlageklassen zu finden. 

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