Aktien
6 min zu lesen 12 Sep. 23
Investoren in japanische Aktien, die ihre Glaubwürdigkeit durch ein tiefes Verständnis der japanischen Kultur und Unternehmenslandschaft erworben haben, könnten sich in einer einzigartigen Position befinden: Durch ihr Engagement können sie einen Mehrwert für die Unternehmen schaffen. Im Folgenden betrachten wir zwei Fallstudien.
Japan ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt1, und doch wurde der japanische Aktienmarkt von den globalen Investoren bis vor einigen Monaten weitgehend übersehen. Der Unternehmenssektor des Landes durchläuft einen strukturellen Bewusstseinswandel. Dieser wurde vor einem Jahrzehnt in Gang gesetzt, als der ehemalige Premierminister Abe begann, die Rolle der Unternehmen in der japanischen Wirtschaft zu verändern. Die Einführung eines Stewardship-Kodex im Jahr 2014 und eines Corporate-Governance-Kodex im Jahr 2015 haben beispielsweise dazu beigetragen, dass japanische Unternehmen Corporate Governance akzeptieren und aktionärsfreundlicher werden. Dies hat den Investoren die Türen geöffnet, um von dem enormen latenten Potenzial des japanischen Aktienmarktes zu profitieren. Dieser positive Wandel ist einer der Gründe, warum die Anlageklasse in letzter Zeit die Aufmerksamkeit ausländischer Investoren auf sich gezogen hat.
„Ein Engagement in japanischen Unternehmen, das dazu beitragen könnte, den Wandel voranzutreiben und durch die Beteiligung der Aktionäre einen Mehrwert zu schaffen, lässt sich nicht über Nacht erreichen. Investoren brauchen Wissen und Erfahrung.“
Bei M&G haben wir in der Vergangenheit ausführlich über unser Konzept des „Value-Added-Shareholdership“ gesprochen. Im Folgenden möchten wir anhand einiger konkreter Beispiele aufzeigen, wie unsere Art des aktiven Investments zu einem positiven Anlageergebnis beitragen kann. Unser Investitionsprogramm basiert auf jahrzehntelanger kontinuierlicher Forschung und dem Aufbau von Beziehungen zur Unternehmensführung. Dies versetzt uns in die Lage, als Partner unserer Beteiligungsunternehmen einen Mehrwert zu schaffen: Indem wir das gemeinsame Ziel verfolgen, Werte zu schaffen und freizusetzen.
Sanrio ist ein japanisches Unterhaltungsunternehmen, das sich auf das kawaii- oder „niedliche“ Segment der japanischen Populärkultur konzentriert. Sanrio besitzt unter anderem das geistige Eigentum an Hello Kitty sowie Dutzende anderer Figuren wie Mr. Men.
M&G ist seit etwa drei Jahren in Sanrio investiert und seither in engem Austausch mit dem Unternehmen. Wir sahen ein Unternehmen, das jahrzehntelang ein Portfolio von enormem Wert aufgebaut, aber sein Potenzial nicht voll ausgeschöpft hat. Vor diesem Hintergrund haben wir viel Zeit in die Kommunikation mit dem neuen Management-Team von Sanrio investiert, um die Stärken und Schwächen des Unternehmens besser zu verstehen.
Dr. Ryohei Yanagi, der jetzige stellvertretende Vorsitzende von M&G Japan und vormals unser exklusiver Berater für das Engagement in Japan, war daran beteiligt. Er stellte sicher, dass unsere langfristig ausgerichteten Absichten und Empfehlungen angemessen kommuniziert wurden.
Im Rahmen eines äußerst konstruktiven, wechselseitigen Dialogs zwischen M&G und Sanrio hat sich das Unternehmen unseren Ideen und Vorschlägen gegenüber äußerst aufgeschlossen gezeigt und viele von ihnen aufgegriffen. Wir sind besonders stolz darauf, dass dem Gedankenaustausch mit dem Unternehmen zu seinen China-Strategien bedeutende Maßnahmen folgten. In den letzten drei Jahren hat sich das China-Geschäft von Sanrio deutlich weiterentwickelt. So wurde die ehemalige China-Managerin von Disney, Joy Wei, eingestellt, um das Wachstum voranzutreiben. Kurz darauf kündigte Sanrio einen bedeutenden Deal mit dem chinesischen E-Commerce-Giganten Alibaba an, der sich positiv auf den Aktienkurs des Unternehmens ausgewirkt hat.2
Drei Jahre später ist Sanrio ein verändertes Unternehmen. Sanrio konzentriert sich nach wie vor auf seine ursprüngliche Mission, der Welt ein Lächeln zu schenken. Nun fundiert dies auf einer soliden Geschäftsstrategie, die nachhaltiges Wachstum und Rentabilität gewährleistet. Diese Art der Transformation ist nicht einfach, und das Unternehmen verdient Anerkennung für diese intensive Zeit des Wandels. M&G hat hart daran gearbeitet, dem Unternehmen während dieser Anstrengungen ein starker Partner zu sein. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens hat sich in den letzten drei Jahren vervierfacht: Der Markt hat das Ertragspotenzial des umfangreichen geistigen Eigentums erkannt, das das Unternehmen besitzt. Da sich das neue Management so sehr auf nachhaltiges Wachstum konzentriert, glauben wir, dass noch weitere Fortschritte zu erwarten sind.
In der japanischen Unternehmenslandschaft finden sich sowohl in den Bilanzen als auch in den Gewinn- und Verlustrechnungen erhebliche Möglichkeiten zur Selbsthilfe. Die Nikon Corporation ist ein gutes Beispiel dafür. M&G investierte im Dezember 2020 in Nikon.
Zu dieser Zeit schien sich der Markt ausschließlich darauf zu fokussieren, dass Nikons weltbekanntes Kamerageschäft unter erheblichem Wettbewerbsdruck stand. Dem Lithografiegeschäft des Unternehmens wurde praktisch kein Wert beigemessen, obwohl es zu einem der größten der Welt zählt. Ebenso wenig wurde der beträchtliche Nettobargeldbestand des Unternehmens berücksichtigt. Am wichtigsten für M&G war jedoch, dass der Markt die Herkunft und die Fähigkeiten des neuen Präsidenten Toshikazu Umatate und des neuen CFO Muneaki Tokunari zu ignorieren schien.
Während der Markt der Strategie des Unternehmens zur Wiederherstellung der Rentabilität der Kameras und zur Entwicklung neuer Geschäftsbereiche skeptisch gegenüberstand, waren wir der Meinung, dass das neue Managementteam und sein sorgfältig ausgearbeiteter Plan den Vertrauensvorschuss verdienten.
Als Anteilseigner haben wir versucht, das Unternehmen bei der Erreichung seiner Ziele zu unterstützen, insbesondere in den neuen Geschäftsbereichen. Wir haben das globale Netzwerk von M&G genutzt und mehrere Ideen in das Unternehmen eingebracht, um dessen neue Wachstumsagenda zu unterstützen und einen Mehrwert zu schaffen. Eine davon war Oxford Nanopore Technologies, ein Pionier auf dem Gebiet der genetischen Sequenzierung der nächsten Generation. Diese Einführung führte zu einer technologischen Zusammenarbeit, von der wir uns langfristig interessante Ergebnisse erhoffen.
M&G hat sich auch für eine effektivere Nutzung des Bilanzkapitals eingesetzt. In den vergangenen drei Jahren hat das Unternehmen umfangreiche Aktienrückkäufe getätigt, die Dividenden erhöht und strategisch interessante Fusionen und Übernahmen getätigt.
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass das Vertrauen in das Managementteam gerechtfertigt war. Die Rentabilität des Kamerageschäfts hat sich deutlich verbessert, neue Geschäftsbereiche sind weiterhin vielversprechend und die kontinuierlichen Verbesserungen bei der Unternehmensführung und der Transparenz haben dazu geführt, dass der Markt die Aussichten des Unternehmens deutlich besser einschätzt. Die Verbesserung sowohl der Gewinn- und Verlustrechnung als auch der Bilanzkennzahlen hat seit unserer Investition zu einem deutlichen Kursanstieg geführt. Wir sehen auch in Zukunft weitere Fortschritte.
Wie bei Sanrio hat M&G intensiv daran gearbeitet, Nikon zu helfen, wo immer es möglich war. Unsere Beteiligung haben wir im Geiste der Partnerschaft betrachtet. Dies hat zu einem konstruktiven Dialog zwischen beiden Parteien geführt. Mit einem Brainstorming verschiedener Ideen versuchen wir, unser Verständnis für das Unternehmen und die damit verbundenen Gefahren und Chancen ständig zu verbessern.
Ein Engagement in japanischen Unternehmen, das dazu beiträgt, den Wandel voranzutreiben und durch die Beteiligung der Aktionäre einen Mehrwert zu schaffen, lässt sich nicht über Nacht erreichen. Investoren brauchen Wissen und Erfahrung, sowohl in Bezug auf das Unternehmen als auch auf die Kultur. Um als Aktionär einen Mehrwert zu schaffen, muss man das betreffende Unternehmen und die Branche sehr gut kennen und über ein Netzwerk verfügen, das zum Nutzen des betreffenden Unternehmens eingesetzt werden kann.
Für uns geht es bei unserem Engagement nicht nur um „Beaufsichtigung“. In erster Linie geht es um „Service“. Unser langfristiges Investitionsprogramm zielt darauf ab, uns als „Shareholder of Choice“ zu positionieren. Das hoffen wir dadurch zu erreichen, indem wir Unternehmen wo wir nur können helfen, eine bessere Version ihrer selbst zu werden. Wir sind der Meinung, dass wir gut positioniert sind, um Unternehmen zu identifizieren, die am Anfang des Weges der Selbstverbesserung stehen. Wir sind sogar in der Lage, mit ihnen auf dem Weg dorthin zusammenzuarbeiten, um sowohl für unsere Beteiligungsunternehmen als auch für unsere Investoren einen Mehrwert zu schaffen. Die japanischen Unternehmen sind voller solcher Möglichkeiten. Daher sind wir fest entschlossen, diesen neuen Aufschwung der japanischen Unternehmen im Interesse unserer Investoren zu nutzen.
1 The World Bank, „GDP (Current US$)“, (data.worldbank.org), Stand: 21. März 2023.
2 BBC, „Hello Kitty firm strikes China deal after viral hit“, (bbc.co.uk), 30. Juni 2022.
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