Variabel verzinste Hochzinsanleihen: Aussichten für die nächste Zyklusphase

4 min zu lesen 11 Apr. 24

Variabel verzinste Hochzinsanleihen (HY FRNs) haben 2023 hohe Renditen erzielt – in einem Umfeld mit zweistelligen Inflationsraten und Zinserhöhungen. Im Jahr 2024 bewegt sich die Inflation auf ihr Zielniveau zu, und die Aussichten auf eine „weiche Landung“ der Weltwirtschaft haben sich verbessert. Wie könnte sich die wachsende Anlagekategorie in der nächsten Phase des Zinszyklus entwickeln? 

Im Jahr 2024 mag es viele Unbekannte geben, vor allem auf geopolitischer Ebene: Denken Sie an die anhaltenden Konflikte und eskalierenden Spannungen – und daran, dass große Teile der Weltbevölkerung an die Wahlurnen gebeten werden. Der makroökonomische Hintergrund sieht unseres Erachtens jedoch vorerst etwas anders aus. 

„In diesen unsicheren Zeiten ist Vorsicht geboten. Der Fokus auf defensive und weniger zyklische Marktbereiche kann eine wesentliche Rolle dabei spielen, mögliche Turbulenzen zu überstehen.“
 

Das Jahr 2023 war stark von zunehmenden Rezessionsängsten und dem Versuch der Märkte geprägt, das Ende der geldpolitischen Straffung auszurufen. Nun geht die Inflation zurück, und die Zinsen scheinen auf – oder nahe an – ihren Höchstständen zu stehen. Vorerst herrscht also vorsichtiger Optimismus: Nach dem jüngsten Zinserhöhungszyklus könnte eine „weiche Landung“ bevorstehen. Doch die strategische Allokation wird für Investoren weiterhin eine entscheidende Rolle spielen, um in den kommenden Quartalen mögliche Herausforderungen zu meistern.

Herausfordernder Hintergrund

Das schwierige makroökonomische Umfeld führte 2023 zu anhaltenden Druck auf die Renditen von Staatsanleihen. Dennoch erzielten variabel verzinste Hochzinsanleihen (FRNs) während des gesamten Jahres sehr hohe Renditen. Unterstützt wurde dies durch ihre variablen Zinskupons. Damit knüpften sie an die Dynamik des Jahres 2022 an: Damals hatte das fehlende Durationsrisiko die Anlageklasse vor den schlimmsten Folgen des Ausverkaufs am Anleihemarkt abgeschirmt.

„2023 war ein phänomenales Jahr für variabel verzinste Anlageklassen“, sagt James Tomlins, Fondsmanager Public Fixed Income – Europe von M&G Investments. „Die Volatilität wurde hauptsächlich von den Kapitalmärkten getrieben. Wer als Investor auf Durationen von Null setzte, konnte Turbulenzen durch die Bewegungen im fünf- oder zehnjährigen Teil der Treasury-Kurve weitgehend eliminieren.“

James Tomlins fügt hinzu: „Alles in allem war es ein entspanntes Jahr für Investoren von HY FRNs. Das Umfeld war günstig – die große Frage ist nun: Kann das so weitergehen?“

Die nächste Phase des Zyklus

Der Eintritt in die nächste Phase des Konjunkturzyklus steht bevor. Die Anleiheinvestoren werden daher die Bewegungen der Zentralbanken genau beobachten: Denn die Auswirkungen der Zinserhöhungen werden spürbar bleiben. 

In einem Umfeld steigender Zinsen mögen die Argumente für hochverzinsliche, variabel verzinste Hochzinsanleihen auf der Hand liegen. Doch gilt das auch, wenn sich die makroökonomischen Vorzeichen wieder ändern? Derzeit sieht es so aus, dass wir das Ende des Zinserhöhungszyklus erreicht haben. Unserer Meinung nach bleibt das Umfeld für die hochverzinslichen Floater trotzdem günstig.

„Der Markt war in den letzten Jahren ziemlich schlecht darin, künftige Zinssenkungen vorauszusagen – er hat sie stark überschätzt. Bis zum Oktober letzten Jahres war eine schrittweise Rückkehr zu einem ‚Higher for longer‘-Szenario zu beobachten“, sagt Tomlins. 

„Ich erwarte in diesem Jahr einige Zinsschritte, jedoch könnte das Tempo aufgrund von Inflationsproblemen langsamer ausfallen. Die Entwicklungen im Nahen Osten beispielsweise können den Druck auf die Lieferketten erhöhen. Dies wiederum könnte den Inflationsdruck deutlich steigern, was Kapitalverluste nach sich ziehen könnte.“

Tomlins ergänzt: „Die Inflation hält sich offenbar etwas hartnäckiger als von den Märkten erwartet. Daher sehen wir einen großen Carry-Vorteil für ein Umfeld, das variabel verzinsliche Anleihen im Vergleich zu längerfristigen Instrumenten tendenziell begünstigt.“

Eine anhaltende Inversion der Renditekurven von Staatsanleihen, attraktive relative Spreads und vergleichsweise niedrige Ausfallerwartungen: Angesichts dessen sind HY FRNs unserer Ansicht nach gut positioniert, um 2024 solide Renditen zu erzielen, wenn das aktuelle makroökonomische Umfeld anhält.

Angesichts der Aussicht auf eine „sanfte Landung“ haben sich die Fundamentaldaten der Emittenten von hochverzinslichen Unternehmensanleihen bisher recht gut gehalten. Falls sich die Konjunktur abschwächt, könnten die Ausfallraten jedoch steigen. Unter einem milden Ausfallzyklus dürfte der Unternehmenssektor unseres Erachtens nicht allzu sehr leiden. Anders sieht es aus, wenn die Ausfallraten stärker steigen: Dann kann der vorrangig besicherte Status in der Kapitalstruktur – der HY FRNs typischerweise auszeichnet – zu höheren Rückzahlungswerten und geringeren Kapitalverlusten beitragen.

Ein defensiver Ansatz

In diesen unsicheren Zeiten ist Vorsicht wichtig. Der Fokus auf defensive und weniger zyklische Teile des Marktes kann eine wesentliche Rolle dabei spielen, mögliche Turbulenzen zu überstehen. Das kann etwa für Lebensmittelhersteller und -händler sowie Software- oder Online-Unternehmen sprechen. Erwägenswert könnte auch sein, eine geringere Spread-Duration im Vergleich zu traditionellen Hochzinsanleihen beizubehalten. Dies könnte dazu beitragen, eventuelle Kapitalverluste bei einer im Laufe des Jahres möglichen Spread-Ausweitung zu verringern.

Bestimmte Bereiche verdienen besondere Aufmerksamkeit. Dazu gehören beispielsweise „Nullzins-Geschäftsmodelle“, einschließlich unbesicherter Schulden im gewerblichen Immobiliensektor. Zudem stehen Banken mit HY-Rating vor größeren fundamentalen Herausforderungen als ihre mit Investment Grade bewerteten Mitbewerber.

Bei Investitionen in variabel verzinste Hochzinsanleihen muss das Kreditrisiko besonders aufmerksam gesteuert werden. Das gilt besonders, weil Unternehmen von Zinssätzen und Inflation beeinflusst werden. Daher werden einige möglicherweise nicht in der Lage sein, Zinszahlungen zu leisten oder das Kapital zurückzuzahlen. Darum wird sich ein fundamentales Kreditresearch im Rahmen eines aktiven Anlageansatzes als entscheidend für den Kapitalerhalt erweisen, wenn wir in die nächste Phase des Wirtschaftszyklus eintreten. 

Der Wert eines Investments kann sowohl fallen als auch steigen. Dies führt dazu, dass Preise steigen und fallen können, und Sie bekommen möglicherweise weniger zurück, als Sie ursprünglich investiert haben. Die frühere Wertentwicklung stellt keinen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung dar. Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachten Ansichten sollten nicht als Empfehlung, Beratung oder Prognose aufgefasst werden.

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