Aktien
10 min zu lesen 3 Juni 25
Wichtigste Erkenntnisse:
Historiker haben in den letzten Jahren argumentiert, dass die USA zu ihrer Rolle vor dem 2. Weltkrieg auf den globalen Märkten zurückgekehrt sind. In seiner Rede zum „Liberation Day" am 2. April verwies US-Präsident Donald Trump auf die frühere Verwendung von Zöllen in seinem Land von den 1700er bis zu den frühen 1900er Jahren und behauptete, dass die Große Depression vielleicht nicht stattgefunden hätte, wenn diese Politik nicht aufgegeben worden wäre. Darüber lassen wir die Historiker streiten.
Die Ankündigung der Zölle versetzte die globalen Finanzmärkte in Aufruhr, als Trump Basiszölle in Höhe von 10 % auf alle Einfuhren ankündigte, gefolgt von zusätzlichen „reziproken" Zöllen auf Importe aus 60 Ländern, die er als die „schlimmsten Übeltäter" bezeichnete. Dazu gehörten China, Japan und Indien. Der Druck an den Finanzmärkten wurde so groß, dass das Weiße Haus gezwungen war, die Zölle für 90 Tage auszusetzen und die Tür für Verhandlungen zu öffnen – mit China als bemerkenswerter Ausnahme.
Ungewöhnlicherweise handelt es sich nicht um eine wirtschaftliche, sondern um einen ideologische Gefahr. Dass die zugrundeliegende Entscheidung jederzeit zurückgenommen werden kann, unterscheidet sie von der Art Schocks, welche die meisten heutigen Anleger erlebt und verinnerlicht haben.
Die Finanzmärkte haben offenbar die ideologische Entschlossenheit der neuen US-Regierung unterschätzt. Offenbar geht es bei den Zöllen nicht nur darum, bessere Handelsabkommen zu erzielen; die Zollrhetorik des Weißen Hauses klingt zunehmend wie die Handelsideologie, die James Goldsmith vor rund 30 Jahren vertrat1.
Sein Argument lautete, dass der globale Freihandel – so wie er praktiziert wird – zu einem Wettlauf nach unten geworden ist. Dabei würden Waren in Ländern produziert werden, in denen die Arbeit am billigsten, die Regulierung am schwächsten und die Menschenwürde am verhandelbarsten ist. Dann würden die Waren zurück in Länder verschifft, die ihre Produktionsfähigkeit eingebüßt und ihren sozialen Zusammenhalt verloren haben.
Der weiteren Argumentation folgend sollte es in der Handelspolitik nicht nur um Effizienz- oder Gewinnmaximierung gehen, sondern darum, sicherzustellen, dass die Wirtschaftstätigkeit den allgemeinen Interessen der Gesellschaft dient. Die US-Regierung scheint zu versuchen, die Welt wiederherzustellen, aus der heraus sich das 1948 gegründete Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) und die daran anknüpfende 1995 ins Leben gerufene Welthandelsorganisation (WTO) entwickelt haben.
Dies dürfte einen größeren Umbruch darstellen, als die meisten erwartet haben. Unabhängig davon, ob wir den oben genannten Strohmann akzeptieren oder nicht, ob wir glauben, dass das Weiße Haus eine Schlacht führt, die schon 40 Jahre zurückliegt – die USA unternehmen derzeit Schritte, um die Rahmenbedingungen für den Welthandel neu zu definieren. Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der angestrebten Veränderungen sind zweifellos ebenso schockierend wie die Drastik der angewandten Mittel.
Die Situation erscheint sehr wie eine US-Version des Brexit. Ganz gleich, ob man für oder gegen eine Reform des globalen Freihandelsmodells ist, scheint es unwahrscheinlich, dass abrupte, drastische, unberechenbare, einseitige Maßnahmen, die mit aggressiver Rhetorik verbunden sind, die vom Weißen Haus gewünschten Ergebnisse bringen werden.
Andererseits birgt ein rücksichtsloses politisches Verhalten eine erhebliche Wahrscheinlichkeit, heftige, unbeabsichtigte Folgen für die Weltwirtschaft auszulösen.
Es ist verständlich, dass die Teilnehmer an den Finanzmärkten verunsichert sind und viele Unternehmen sich bereits zurückhalten. Am 9. April standen die Finanzmärkte kurz vor einem größeren, weitreichenden Einbruch, bevor die „90-Tage-Zollpause" angekündigt wurde. Ein derartiges Ausmaß an systemischer Unsicherheit auszulösen, ist unserer Meinung nach unnötig und unverantwortlich. Im besten Fall ist damit eine Wachstumsbelastung verbunden, die mit großer Sicherheit zu rezessionsähnlichen Ergebnissen führt.
Belastend sind jedoch nicht nur die Wachstumssorgen, sondern auch die ungewisse Natur des Umfelds, in dem wir agieren. Investoren benötigen Klarheit hinsichtlich der Richtung der globalen Handels- und Zolldebatte, bevor sie weiter entscheiden können – nachhaltig und risikobereit.
Wie erwähnt zeichnen sich die derzeitigen Turbulenzen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten dadurch aus, dass sie künstlich herbeigeführt werden. Es handelt sich nicht um einen plötzlichen wirtschaftlichen Schock, der unmittelbar Schaden anrichtet, sondern um einen politischen Schritt, der jederzeit rückgängig gemacht werden kann. Dies erschwert derzeit die Portfoliokonstruktion.
Wenn die US-Regierung die Lage falsch einschätzt, könnten die Märkte leicht außer Kontrolle geraten. Zieht sie hingegen ihren Vorstoß wieder zurück, dürfte es zu einer deutlichen Kurserholung kommen. Ausnahmsweise bleiben wir inmitten der Turbulenzen erst einmal passiv und warten mit niedrigen Tracking Error darauf, dass sich asymmetrische Renditechancen wieder deutlicher abzeichnen, bevor wir aktiver werden.
In Zeiten wie diesen, in denen ungewöhnliche Schwankungen und Unsicherheit auf Regierungsebene gravierende Auswirkungen haben, ist es unseres Erachtens für Anleger wichtig, sich auf ihre Fernziele zu konzentrieren – welche auch immer das sind.
Für das Asia Pacific Equities-Team von M&G bedeutet dies, dass wir diszipliniert an unserem Ziel festhalten, unsere Benchmarks übertreffen, indem wir bei der Portfoliokonstruktion aktive Risiken hauptsächlich durch gezielte, nicht korrelierte, differenzierte, asymmetrische und unternehmensspezifische Anlagechancen eingehen.
Bei der Aktienauswahl stützen wir uns auf ein definiertes Universum von Unternehmen, das wir im Laufe von 20 Jahren entwickelt haben. Dies kombinieren wir mit einem pragmatischen Ansatz bei der Portfoliokonstruktion, der vor allem unangemessene Risiken auf Makro-, Sektor- oder Stilebene vermeiden soll.
Die Finanzmärkte liefern nicht ständig einen stetigen Strom von Alpha-Chancen für einzelne Aktien ab; Alpha ergibt sich vielmehr auf unregelmäßige Weise. Manchmal registrieren wir die Alphachancen und nutzen sie, manchmal verpassen wir sie. Doch immer sind wir wachsam und diszipliniert im Hinblick auf das, was wir nicht wissen.
Marktkorrekturen können hervorragende Chancen bieten, Mehrwert zu erzielen – oder auch das Gegenteil, je nach Umständen und Reaktion des Anlegers. Für uns war der jüngste Kurseinbruch, wie oben beschrieben, eine ungewöhnliche Korrektur.
Da die Korrelationen so hoch sind und die Märkte bisher kaum offensichtliche Asymmetrien bei den Renditechancen aufweisen, sollten wir unser aktives Risiko nicht zu hoch ansetzen. Es wird voraussichtlich größere und attraktivere Gelegenheiten dazu geben.
Während wir uns in angespannter Geduld üben, stützen wir auf unser Research, auf Szenarien und Simulationen, auf evidenzbasierte Beobachtungen. Wir verlassen uns auf unser erworbenes Gespür für das Risiko eines Engagements in den von uns abgedeckten Unternehmen. Dabei warten wir auf Gelegenheiten, bei denen eine Beteiligung im Rahmen eines Portfolios günstig erscheint, das Quellen unklarer Renditeperspektiven herausfiltert.
Wie können die Zukunft zwar nicht besser vorhersagen als der breite Markt oder unsere Wettbewerber. Wir meinen aber, dass wir das mit einer Anlage verbundene Risiko besser und stetiger identifizieren, quantifizieren und bewerten können. Diese überlegene Perspektive hilft uns im Zeitverlauf erkennen, wann wir aktiv werden und wann wir geduldig sein sollten.
Was Asien betrifft, so ist China natürlich der große Unbekannte im Raum. Die ersten Auswirkungen der von den USA verhängten sehr hohen Zölle auf China dürften eine Beeinträchtigung der Nachfrage und eine Verknappung sein, da sich in den globalen Lieferketten und bei den Endverbrauchern viel höhere Endpreise ergeben werden.
Entscheidend ist, dass es für einige Produkte keine wettbewerbsfähige Alternative zu China gibt, sodass die anfänglichen Anpassungsprozesse für alle Beteiligten schmerzhaft sein werden. Wie bei der oben verwendeten Brexit-Analogie ist es nicht offensichtlich, dass die derzeitige Politik besonders gut durchdacht ist.
Sollte es zu keiner Einigung kommen, wird China wahrscheinlich versuchen, den Inlandskonsum anzukurbeln, um den Gegenwind auf Makroebene auszugleichen, indem die Regierung versucht das Verbrauchervertrauen zu stärken. Es besteht auch das Risiko einer weiteren Eskalation, da beide Seiten Druckmittel in den Verhandlungen einzusetzen versuchen.
Aus Bottom-up-Perspektive ist wichtig, dass es trotz zusätzlicher wirtschaftlicher Unsicherheit und Marktturbulenzen bereits eine Reihe sehr interessanter Anlagechancen gibt. Dies gilt höchstwahrscheinlich für eine Reihe von Aktien aus Hongkong, insbesondere für MidCap-Werte.
Ebenfalls sehr attraktiv erscheint eine Reihe indonesischer Aktien, da die kurzfristigen wirtschaftlichen und politischen Bedenken für scheinbar überhöhte Risikoprämien sorgen. Schließlich haben die Turbulenzen im Zusammenhang mit den Zöllen die laufende Korrektur bei Technologieaktien in der gesamten Region verstärkt.
Wir glauben, dass eine Reihe von Technologiewerten im vergangenen Jahr zwar eine gute Wertentwicklung als KI-Repräsentanten erzielt haben, dass diese Outperformance aber mittelfristig nicht angemessen war, da ihnen die strukturellen Wettbewerbsvorteile fehlen.
Bei einer Reihe dieser Aktien kam es im bisherigen Jahresverlauf zu einer starken Korrektur, insbesondere in Südkorea und Taiwan. Noch interessanter ist, dass die im Bereich KI führenden Anbieter inzwischen deutlich im Kurs nachgegeben haben, was für längerfristig orientierte Anleger eine interessante Ausgangslage schafft.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Finanzmärkte im bisherigen Jahresverlauf von starken Schwankungen geprägt waren und geopolitische Nachrichten die Anlegerstimmung weiterhin belasten. Dieses Umfeld wird wahrscheinlich fortbestehen. Auch wenn diese Kursaufschläge auf Tagesbasis beunruhigend sind, können sie für disziplinierte Bottom-up-Anleger interessante Chancen bieten.
Da die ersten beiden Aprilwochen die stärksten Kursschwankungen seit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 aufwiesen, vergisst man leicht, dass das erste Quartal in seiner Gesamtheit ebenfalls ereignisreich war. Die breiter gefassten asiatischen Indizes blieben im ersten Quartal 2025 in lokaler Währung weitgehend unverändert, aber dahinter verbarg sich eine erhebliche Streuung im Detail. Die chinesischen Märkte erzielten Renditen im mittleren Zehnerbereich, angeführt von Indexschwergewichten wie Alibaba, Xiaomi und BYD.
Innerhalb Chinas gab es eine weitere Streuung, wobei Onshore-A-Aktien hinter ihren Pendants in Hongkong zurückblieben. Der Aufschwung am chinesischen Aktienmarktes fand zu einer Zeit statt, als die USA die Zölle auf chinesische Exporte erhöhten und die geopolitischen Spannungen weiter zunahmen – daher überraschte der kräftige Kursanstieg viele Anleger.
Taiwan war im Berichtszeitraum der schwächste große Markt, da einige der KI-Gewinner des letzten Jahres einen Teil ihrer Kurszuwächse wieder abgaben. Die Börsen in südostasiatischen Ländern wie Indonesien und Thailand blieben ebenfalls zurück, teils aus länderspezifischen Gründen, teils aufgrund von Umschichtungen nach China.
Die Stärke chinesischer Aktien wurde auf eine Reihe von Faktoren zurückgeführt, insbesondere auf die Vorstellung von DeepSeek, das die Kosten von für KI-Anwendungen senken könnte und gleichzeitig den technologischen Fortschritt Chinas demonstriert.
Noch wichtiger ist, dass DeepSeek erstmals seit einigen Jahren den Fokus globaler Anleger wieder auf chinesische Aktien lenkte. Verstärkt in den Blick gelangte die deutliche Verbesserung des Gewinns und der Aktionärsrendite, die in den letzten zwei Jahren bei chinesischen Internetunternehmen und chinesischen Aktien allgemein erfolgt ist – insbesondere in Form höherer Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe.
Mit Blick auf die Zukunft sind viele chinesische Aktien aus Bottom-up-Perspektive unseres Erachtens weiterhin attraktiv bewertet, solange Zinsen und Inflation niedrig bleiben. Niedrige Zinsen wirken sich in der Regel sehr positiv auf die Kursentwicklung von Finanzanlagen aus, solange die Anleger darauf vertrauen, dass sich der Aufschwung selbst trägt und die Wirtschaft eine Deflation vermeidet.
Zwar gibt es einige ermutigende Anzeichen, wie die Stabilisierung der Immobilienpreise in den wichtigsten Städten und höhere Verbraucherausgaben zu Jahresbeginn, doch die jüngste starke Eskalation der Handelsspannungen macht sich weiterhin bremsend bemerkbar.
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