Märkte im Wandel: Wie Asien auf Kurs bleibt

5 min zu lesen 22 Sep. 25

Zölle, politische Spannungen und Kursturbulenzen haben die Nerven der Anleger weltweit auf die Probe gestellt – doch die Märkte in Asien zeigten sich robust. Während die asiatischen Finanzmärkte den globalen Risiken trotzen und sich Anleger auf die Fundamentaldaten konzentrieren, analysieren wir, wie Resilienz und langfristiges Denken die Entwicklung in der Region bestimmen.

In den weltweiten Schlagzeilen der letzten Monate dominierten neuerliche Handelsspannungen, weitreichende Zollankündigungen und Konflikte im Nahen Osten. In der Vergangenheit hätten Ereignisse dieser Größenordnung einen starken Kurseinbruch an den Aktienbörsen ausgelöst – speziell in den exportabhängigen asiatischen Ländern. Diesmal fiel die Reaktion jedoch anders aus.

Anstatt nachzugeben haben sich viele asiatische Aktienmärkte gut gehalten. An einigen Börsen der Region, wie in Korea und Taiwan, ergaben sich sogar Kurszuwächse im zweistelligen Prozentbereich. Diese Entwicklung hat viele Beobachter überrascht, aber auch eine veränderte Art und Weise offenbart, wie die Finanzmärkte und die dort agierenden Investoren auf Unsicherheiten reagieren.

Asien passt sich an und denkt langfristig

Anstatt emotional auf jede Schlagzeile zu reagieren, scheinen sich die Investoren zunehmend auf die fundamentale Lage der Unternehmen zu konzentrieren. Sie gehen nicht vom Schlimmsten aus, sondern wägen nun ab, wie stark sich ein politisches Ereignis tatsächlich auf die Unternehmensgewinne, die Geschäftstätigkeit und das Verbraucherverhalten auswirken wird.

Diese veränderte Denkweise spiegelt eventuell wider, was von manchen als „Krisenmüdigkeit” bezeichnet wird. Angesichts der globalen Risiken der letzten Jahre – von der Corona-Krise über steigende Zinsen bis hin zu regionalen Konflikten – lernen Anleger zunehmend, zwischen Schlagzeilen und tatsächlichen Störfaktoren zu unterscheiden. Dabei achten sie mehr auf die Fakten und Fundamentaldaten.

Weshalb die Fundamentaldaten überwiegen

Positiv für Asien ist die Widerstandsfähigkeit der dort angesiedelten Unternehmen. In Korea und Taiwan beispielsweise haben große Technologie- und Halbleiterfirmen von der globalen Nachfrage in den Bereichen künstliche Intelligenz und digitale Infrastruktur profitiert. Das sind aus unserer Sicht nicht lediglich kurzlebige Trends. Investoren belohnen Unternehmen, die sich trotz externer Herausforderungen weiterhin gut entwickeln.

Eine andere Situation ist in Indien gegeben. Mit der sehr großen und weiter wachsenden Konsumentenbasis erzielen viele der führenden indischen Unternehmen den Großteil ihrer Umsätze im Inland, was sie weniger anfällig für Störungen des Welthandels macht. Dieses von der Binnennachfrage getragene Wachstum hat das Interesse sowohl einheimischer als auch internationaler Anleger geweckt. Obwohl die kürzlich angekündigten zusätzlichen US-Einfuhrzölle von 25 % auf indische Waren die Handelsperspektiven überschattet haben, blieben die Finanzmärkte davon weitgehend unbeeindruckt. Darin äußert sich das Vertrauen der Anleger in die langfristigen Fundamentaldaten Indiens und seinen relativ gut abgeschirmten Aktienmarkt.

Diese Beispiele zeigen, wie verschiedene Teile Asiens aus unterschiedlichen Gründen gute Ergebnisse erzielen können.

„Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass Investoren eingehendere Analysen vornehmen, die Unternehmen nach ihrem eigenen Erfolg evaluieren und Chancen auf Bewertungsebene nutzen, die durch kurzfristige Verwerfungen entstehen.“

Von Technologieriesen zu inländischen Wachstumsmotoren

Nicht an allen asiatischen Börsen sind die Kurse gleichermaßen stark gestiegen. Die Volkswirtschaften Südostasiens beispielsweise haben sich langsamer erholt. Wir führen das zum Teil auf ihren geringeren Anteil wachstumsstarker Technologiesektoren und ihre größere Abhängigkeit vom globalen Handel zurück.

Aber selbst in diesen Ländern finden Anleger Chancen auf Ebene einzelner Unternehmen – zum Beispiel bei Firmen, die ihre Geschäftstätigkeit optimieren, Marktanteile hinzugewinnen oder fragmentierte Branchen konsolidieren. Diese Trends spiegeln sich weniger in den Schlagzeilen wider, lassen sich aber durch geduldiges Bottom-up-Research gut identifizieren.

Aus diesem Grund ist Diversifizierung nach wie vor so wichtig, denn Asien ist kein einheitlicher Wirtschaftsraum. Es handelt sich um eine weitläufige und vielfältige Region mit zahlreichen Volkswirtschaften und Branchen, die sich jeweils mit eigenem Tempo entwickeln. Anleger können durch Streuung ihres Engagements über verschiedene Länder und Sektoren Risiken effektiver steuern und eine zu starke Abhängigkeit von einem bestimmten Thema vermeiden.

Jenseits der makroökonomischen Ungewissheit

Prognosen über zukünftige Entwicklungen sind immer schwieriger zu erstellen – sei es in Bezug auf Zölle, Zinsen oder Geopolitik. Selbst wenn wichtige Ereignisse zutreffend vorhergesagt werden, sind die Reaktionen der Märkte darauf nicht immer rational oder konsistent.

Anstatt ein Timing politischer Entwicklungen oder politischer Kurswechsel zu versuchen, konzentrieren sich viele Anleger mittlerweile auf das, was sie wirklich beherrschen: die Qualität von Unternehmen verstehen, Watchlists mit Firmen führen, von denen sie überzeugt sind, und zum Handeln bereit sein, wenn die Bewertungen am Markt von den Fundamentaldaten abweichen.

Die Fähigkeit, jederzeit vorbereitet zu sein anstatt impulsiv zu reagieren, ist zu einem wichtigen Faktor geworden, wenn man das aktuelle Umfeld bewältigen will.

Selektiv, beständig und weiter wachsend

In Asien sehen Anleger derzeit eine Vielzahl von Chancen, die am Markt nicht unbedingt im Rampenlicht stehen. Dazu gehören Telekommunikationsfirmen, die aus der Konsolidierung der Branche als Gewinner hervorgehen, Konsumdienstleister, die in Großstädten an Bedeutung gewinnen, und Industrieunternehmen mit Preissetzungsmacht und stabilem Cashflow.

Die damit verbundenen Anlagechancen zeichnet die Tatsache aus, dass sie nicht von einer Änderung des makroökonomischen Umfelds abhängen. Vielmehr resultieren sie aus der lokalen Nachfrage, gutem Management und klaren Strategien – nicht von Spekulationen über die Geld- oder Außenpolitik.

Zwar werden die Finanzmärkte weiterhin von globalen Ereignissen beeinflusst, doch zeichnet sich die asiatische Region zunehmend durch die Fähigkeit aus, ihren eigenen Kurs zu bestimmen. Das macht Asien besonders attraktiv für langfristige Anleger, die Wert auf Widerstandsfähigkeit, Anpassungsfähigkeit und Fundamentaldaten legen.

Überzeugungsbasiert investieren in turbulentem Umfeld

Die verstärkten Schwankungen an den Börsen dürften anhalten, doch das bedeutet nicht, dass Anleger sich zurückziehen müssen. Vielmehr haben die jüngsten Entwicklungen gezeigt, dass durchdachtes, selektives Investieren nach wie vor erfolgreich ist – speziell wenn es auf Disziplin und guter Vorbereitung basiert.

Die vielfältigen Volkswirtschaften und sich schnell entwickelnden Branchen in Asien bieten eine Fülle an Chancen für Investoren, die über die kurzfristigen Nachrichten hinausschauen können. Die Botschaft ist klar: Konzentrieren Sie sich auf die Fundamentaldaten, reagieren Sie nicht übertrieben auf Schlagzeilen und berücksichtigen Sie das langfristige Potenzial, das asiatische Aktien weiterhin bieten.

* Dieser Artikel wurde ursprünglich in chinesischer Sprache im Hong Kong Economic Journal veröffentlicht.

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Vikas Pershad, Portfolio Manager, Equities – APAC

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