Aktien
4 min zu lesen 23 Okt. 25
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Der Wert eines Investments kann sowohl fallen als auch steigen. Dies führt dazu, dass Preise steigen und fallen können, und Sie bekommen möglicherweise weniger zurück, als Sie ursprünglich investiert haben. Bitte beachten Sie, dass bei Erwähnung von Wertentwicklungen die frühere Wertentwicklung keinen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung darstellt.
Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachten Ansichten sollten nicht als Empfehlung, Beratung oder Prognose aufgefasst und nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines bestimmten Wertpapiers betrachtet werden.
Fabiana Fedeli,
Chief Investment Officer,
Equities, Multi Asset and Sustainability
Wie Warren Buffett einst sagte: Erst bei Ebbe sieht man, wer nackt geschwommen ist.
Die jüngste Flut von Übernahmen im KI-Segment, die zu einer zunehmenden Verflechtung einiger der weltgrößten KI-Akteure führt, weckt Erinnerungen an die Dotcom-Blase Ende der 1990er Jahre. Die entscheidende Frage für Anleger ist die, ob wir aktuell mit einer KI-Blase konfrontiert sind. Die zweite, sich daraus ergebende Frage lautet, ob wir nach einer außerordentlichen Kursentwicklung insgesamt einen Höhepunkt an den Aktienmärkten erreicht haben. Aus unserer Sicht ist die Antwort – wie so oft – nicht eindeutig.
Angesichts der anhaltenden makroökonomischen und geopolitischen Unsicherheit registrieren wir weiterhin eine gewisse „Krisenmüdigkeit“ bei den Anlegern. Angesichts globaler Konflikte, politischer Schocks und Umschwüngen ist die Stimmung an den Märkten für Risikoanlagen weiterhin zuversichtlich. Bislang war diese Widerstandsfähigkeit durchaus gerechtfertigt. Denn gesamtwirtschaftliche Daten und geopolitische Ereignisse wirken sich nur dann dauerhaft auf riskante Assets aus, wenn sie auch Folgen für die Unternehmensgewinne haben. Wir sind uns jedoch bewusst, dass es nur ein kleiner Schritt von „Müdigkeit“ zu „Selbstzufriedenheit“ ist.
Derzeit gibt es aus unserer Sicht keine klaren Gefahren für die Unternehmensgewinne. Allerdings sind die Auswirkungen der US-Einfuhrzölle noch nicht in vollem Umfang sichtbar. Dass die Zölle für die Märkte aktuell kein zentrales Thema sind, bedeutet nicht, dass deren konkrete Auswirkungen verschwinden werden. Auch wenn vereinzelte Zahlungsausfälle in den Vereinigten Staaten in jüngster Zeit bislang nur begrenzte Folgen zu haben scheinen, sollten wir wachsam bleiben.
Ein turbulentes politisches Umfeld, ein strengeres Auge der Zentralbanken, hohe Staatsverschuldung (speziell in den USA), die Verfügbarkeit und Verlässlichkeit makroökonomischer Daten sowie starke Konzentrationen in den Börsenindizes sind weitere mögliche Quellen von Instabilität, die es zu beobachten gilt.
Aus Erfahrung wissen wir, dass es historisch gesehen das schlechteste Rezept für langfristigen Anlageerfolg ist, den gesamten Markt pauschal abzuschreiben. Man darf nicht vergessen, dass allein das Versäumen der 30 besten Tage in den 20 Kalenderjahren bis Ende 2024 die annualisierte Gesamtrendite des MSCI AC World (8,2 %) bzw. des S&P 500 (10,4 %) auf 1,2 % bzw. 1,3 % reduziert hätte1. Entscheidend ist, dass viele dieser Tage mit der besten Wertentwicklung auf einige der Tage mit den schlechtesten Ergebnissen folgten. Das macht das Timing von Transaktionen inmitten solcher Marktschwankungen schwierig.
Die Investitionsausgaben im KI-Segment, die Marktkonzentration und die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne sehr hohe Gewinnerwartungen erfüllt werden, sind allesamt Themen, die das M&G Equities and Multi Asset Team diskutiert.
Zweifellos gibt es Bereiche, in denen übermäßige Euphorie und überhöhte Erwartungen herrschen. Unser Asien-Investmentteam weist darauf hin, dass sich einige chinesische Halbleiterfirmen noch in der Anfangsphase ihrer Entwicklung befinden – dennoch werden diese Unternehmen, die ihre Leistungsfähigkeit im kommerziellen Maßstab erst noch zeigen müssen, vom Markt hoch bewertet. Darüber hinaus gibt es KI-Unternehmen der zweiten Reihe in Korea und Taiwan, die von kurzfristig starker Nachfrage profitieren, aber letztlich nur geringe langfristige Wettbewerbsvorteile besitzen.
Es gibt jedoch nach wie vor Unternehmen, deren Aktien Aufwärtspotenzial bieten. Einige davon stehen in Verbindung mit KI, beispielsweise Dienstleister und Unternehmen aus verschiedenen Branchen, die vom Einsatz von KI profitieren. Unser Technologie-Investmentteam empfiehlt, zur Unterscheidung von Gewinner und Verlierern eine strenge Due Diligence-Prüfung durchzuführen und Fragen zu stellen wie: „Wer kauft tatsächlich?“, „Wer nutzt die Technologie in großem Maßstab?“ und „Welche Arbeitsabläufe ändern sich dadurch?“
Außerdem gibt es hochwertige Unternehmen, die nicht direkt vom Thema KI profitieren, und deshalb infolge der einseitigen Fokussierung auf KI ins Hintertreffen geraten.
Unsere Erfahrung zeigt uns, dass wir in Zeiten wie diesen genauer hinschauen müssen. Zwei Faktoren sind für Asset-Manager entscheidend: erstens müssen sie über die richtigen Research-Kompetenzen und die Expertise verfügen, um das Relevante vom Hype zu unterscheiden. Zweitens müssen ihre Teams hinsichtlich Alter, Geschlecht, kulturellem und sozialem Hintergrund ausreichend vielfältig sein, um unterschiedliche Sichtweisen zu gewährleisten.
Im vollständigen Beitrag (auf Englisch) geben wir einen Einblick in die Anlageentscheidungen, die das M&G Equities & Multi Asset Investment Team für verschiedene Länder und Anlageklassen getroffen hat. Dabei erläutern wir auch, wo wir noch Aufwärtspotenzial sehen.
Auf Ebene der Asset Allocation behalten wir in unseren Multi Asset-Portfolios ein weitgehend neutrales Aktienengagement bei, nachdem wir die Positionen in einigen Bereichen reduziert haben, die sich unseres Erachtens bereits sehr gut entwickelt haben.
Diese Risikoreduzierungen sind jedoch nicht allgemeiner Natur. Viele Kunden haben uns gefragt, ob die Bewertungen an den Aktienmärkten aus unserer Sicht ihren Höhepunkt erreicht haben. Zwar sind die Bewertungen vieler der größten globalen Märkte höher als vor zehn Jahren, nachdem der Kursauftrieb im laufenden Jahr nur zum Teil durch Gewinnsteigerungen gestützt wurde. Solche Höherbewertungen wurden jedoch schon oft von nur einer handvoll Aktien getrieben. Die Indexkonzentration bleibt infolgedessen hoch. So machen im S&P 500 lediglich 23 Aktien die Hälfte des Indexgewichts aus, während es beim FTSE All-Share Index 16 und beim MSCI Asia Pacific ex Japan Index 35 sind2.
Positiv zu vermerken ist, dass es noch viele Aktien gibt, die nicht die gleiche Höherbewertung erfahren haben und die noch beträchtliches Aufwärtspotenzial haben. Wir sind nicht die Einzigen, die über die wenigen Indexgiganten hinausblicken, und wir stellen fest, dass sich die Streuung der Renditen verbreitert hat: Seit 2020 liegt die Dispersion bei den Aktien im MSCI AC World Index recht stabil über ihrem Zehnjahres-Median, mit nur einigen kurzen Episoden der Kurskompression. Selbst im S&P 500 Index, wo die Marktnachrichten von den „Magnificent 7“ dominiert wurden, haben 113 Aktien die Medianrendite der Tech-Giganten seit Jahresbeginn übertroffen3.
Eine solche Streuung der Renditen erhöht die Chancen für aktive Investoren. Daher konzentrieren wir uns weiterhin stark auf die einzelnen Unternehmen und weniger auf die Auswahl von Sektoren oder Ländern. Dabei sehen wir weiterhin erhebliche Chancen in Regionen außerhalb der USA, darunter Europa und Asien. Allerdings hat uns der kräftige Kursaufschwung in Südkorea und China dazu veranlasst, dort einige unserer Positionen in jüngster Zeit zu reduzieren.
Unterdessen hat Europa seine zuvor sehr gute Entwicklung noch nicht weiter fortgesetzt. Belastungsfaktoren für die dortigen Börsen sind die politischen Probleme in Frankreich, einer enttäuschend verlaufenen Gewinnberichterstattung der Unternehmen und die Tatsache, dass die angekündigten Infrastrukturinvestitionen noch ausstehen. Nach den kräftigen Kurszuwächsen bei Aktien mit zyklischer Charakteristik sehen wir Chancen bei einer Reihe hochwertiger Unternehmen, deren Notierungen zurückgeblieben sind. Die europäischen Märkte könnten neuen Aufwind erhalten, wenn die Infrastrukturausgaben in Deutschland tatsächlich in Gang kommen. Wir haben auch festgestellt, dass die Bewertungen zahlreicher hochwertiger Unternehmen mit Konsumbezug in Asien erheblich herabgestuft wurden. In den letzten Wochen haben wir daher einige unserer besonders gut gelaufenen Titel im Technologiesektor reduziert und ausgewählte Konsumaktien neu aufgenommen.
Weltweit (einschließlich der USA) schätzen wir weiterhin Technologieaktien, insbesondere solche mit KI-Bezug, sehen nach einer langen Phase der Underperformance aber auch Chancen im Gesundheitssektor. Im KI-Bereich sind nicht alle Aktien gleich, und letztlich müssen die jeweiligen Fundamentaldaten der Unternehmen die höheren Bewertungen rechtfertigen. Derzeit sehen wir attraktives Kurspotenzial bei KI-bezogenen Dienstleistern.
Im Anleihenbereich behalten wir eine breite Diversifizierung über verschiedene Regionen bei und schätzen insbesondere Anleihen aus Schwellenländern in lokaler Währung. Unsere Anleihenpositionen umfassen sowohl nominale als auch inflationsgebundene Papiere, was die erhöhten Realrenditen in einigen Regionen widerspiegelt.
Wir glauben, dass Diversifizierung sowohl zwischen als auch innerhalb der Anlageklassen das beste Rezept ist, um differenzierte Renditequellen zu erschließen und gleichzeitig die Widerstandsfähigkeit des Portfolios in einem unsicheren Makroumfeld zu stärken.
Aus unserer Sicht ist es auch ein guter Zeitpunkt, um eine Anlageklasse aufzugreifen, die sich in Börsenabschwüngen als widerstandsfähig erwiesen hat: Wandelanleihen. Während negativer Phasen an den Aktienmärkten – aufgrund platzender Blasen (wie 2000–2001), aufgrund geopolitischer oder makroökonomischer Sorgen (wie während der Finanzkrise oder bei Ankündigung der US-Zölle) oder im Fall „Schwarzer Schwänen“ (wie der Corona-Krise) – haben Wandelanleihen den breiten Aktienmarkt geschlagen. Dank des integrierten Schutzes in Form der Anleihenuntergrenze und der Aufwärtspartizipation ihrer Aktienkomponente nahmen sie stärker an positiven als an negativen Börsenbewegungen teil.
In der oft rauen See der Kapitalmärkte gibt es immer jemanden, der nackt schwimmt. Wenn sich aber die Wogen wieder glätten, zeigt sich letztlich, wer den richtigen Kurs gewählt hat.
Wir wünschen Ihnen eine interessante und anregende Lektüre.