Im Gespräch mit Daniel Sachs

5 min zu lesen 3 Nov. 25

PCP hat seinen Sitz in Stockholm. Hat sich das als Vor- oder Nachteil erwiesen?

Als PCP vor über 23 Jahren gegründet wurde, lag der Schwerpunkt seiner Aktivität eindeutig auf dem skandinavischen Markt. Seitdem hat sich unser Geschäft rasch auf andere Regionen Europas ausgeweitet, wobei Deutschland nach Schweden inzwischen unser größter Markt ist. Obwohl es auf lokaler Ebene außergewöhnliche Talente gibt, konnten wir immer auch Fachleute von außerhalb gewinnen. So beschäftigen wir über 50 Mitarbeiter aus 14 verschiedenen Ländern. Hervorheben möchte ich auch, dass PCP mit Vertretern und Partnern in ganz Europa zusammenarbeitet. 

PCP besetzt eine besondere Nische, indem es sich an Unternehmer und familiengeführte Firmen richtet. Reflektiert das eine Besonderheit des skandinavischen Markts? 

Nein, das ist zweifellos nicht auf die skandinavischen Länder beschränkt. So gibt es in Deutschland, dem zweitgrößten Markt für PCP, einen extrem großen Sektor kleiner und mittlerer Unternehmen, der eine bedeutende Stütze der deutschen Wirtschaft darstellt. Zudem bestehen viele kulturelle Ähnlichkeiten zwischen den Ländern in Skandinavien einerseits sowie Deutschland und den Benelux-Staaten andererseits.

"PCP ist mit Abstand der größte Anbieter von nicht gesponserten privaten Krediten in Europa"

Der europäische Markt für Private Credits ist rasant gewachsen. Glauben Sie, dass sich dieser Trend fortsetzen wird?

Ja, das muss er meines Erachtens auch. Und zwar nicht zuletzt wegen der großen Wettbewerbs- und Produktivitätslücke, die zwischen Europa und den USA nach wie vor besteht. Die europäische Wirtschaft muss vor diesem Hintergrund ihre Investitionen in Unternehmertum, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Energiesicherheit erheblich erhöhen.

Zur Finanzierung dieser Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit Europas ist Primärkapital erforderlich, weshalb die Nachfrage danach hoch bleiben wird. Was das Angebot angeht, so stammt der größte Teil des privaten Kapitals aus dem Sekundärmarkt. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Buy-out-Kapital, das Transaktionen zwischen einem Käufer und einem Verkäufer finanziert. Nichts von diesem Kapital fließt in das Unternehmen selbst, um dessen Weiterentwicklung zu finanzieren – im Gegensatz zu Primärkapital.

Beispielsweise handelt es sich bei privaten Krediten in Europa zu 90 % um gesponserte Kredite mit Schwerpunkt auf der Finanzierung von Übernahmen¹. Daher besteht auf dem Private Credit-Markt eine beträchtliche Lücke zwischen Angebot und Nachfrage nach Primärkapital, was für Europa ein echtes Problem darstellt. Über 90 % der Aktivitäten von PCP bestehen darin, über Private Credit-Anlagen in unseren Strategien Primärkapital bereitzustellen. PCP ist mit Abstand der größte Anbieter von nicht gesponserten privaten Krediten in Europa – dies ist eine Nische, die noch in den Anfängen steckt und daher zahlreiche Wachstumschancen bietet.

Das Motto von PCP lautet „Investing with Purpose”. Unterdessen scheint der Fokus auf die Themen ESG, Impact und Nachhaltigkeit in Europa nachzulassen. Halten Sie das für eine vorübergehende Entwicklung

Von jeher gibt es Investoren, die lediglich behaupten, Nachhaltigkeit in ihre Anlagen zu integrieren, und solche, die es tatsächlich tun. Speziell in den USA scheint der Trend derzeit diesen Werten entgegengerichtet zu sein. Ich bin aber überzeugt, dass man den Übergang zur Nachhaltigkeit schaffen muss, um ein dauerhaft profitables Geschäft aufzubauen. Die Einbeziehung von ESG und Nachhaltigkeit geht nicht mit Ertragseinbußen einher – ganz im Gegenteil: denn oft tragen diese Aspekte dazu bei, Geschäftsrisiken zu mindern und somit die finanzielle Entwicklung zu stärken.

PCP tritt als Kreditgeber auf. Warum sind ESG und Nachhaltigkeit wichtig, wenn es für PCP keine Kapitalgewinne gibt

Man muss bedenken, dass ein zentraler Aspekt für jeden Kreditgeber das Verlustrisiko ist, das gilt es zu vermeiden. Der bereitgestellte Kapitalbetrag muss am Ende der Kreditlaufzeit zurückgezahlt werden, weshalb wir natürlich ein Interesse daran haben, dass der Kreditnehmer erfolgreich ist. Ein weiterer Aspekt ist die Reputation von PCP: Wir möchten auf dem Markt als Partner bekannt sein, der erfolgreiche Unternehmen unterstützt und mit ihnen zusammenarbeitet.

M&G ist seit kurzem Mehrheitsaktionär von PCP. Warum haben Sie beschlossen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um Teil einer größeren Gruppe zu werden?

Der Hauptgrund war für uns die Erkenntnis, dass sich wegen des hohen Bedarfs an Primärkapital für die Wettbewerbsfähigkeit Europas eine hochinteressante Chance zum Ausbau unseres Geschäfts bot. Um das zu erreichen, waren wir der Meinung, dass wir größere institutionelle Kapazitäten benötigten, vor allem in Bezug auf Kapitalbildung und Kapitalbeschaffung sowie Systeme und operative Unterstützung. Wichtig ist, dass das derzeitige Management von PCP ein bedeutender Minderheitsaktionär bleibt.

"Ich erkannte, dass Unternehmen ein großartiges Instrument sind, um auf vielfältige Weise Einfluss zu nehmen."

Sie stammen nicht aus einer Familie mit Finanzmarkthintergrund. Was war für Sie der Anlass, in den Investmentsektor einzusteigen?

Meine Eltern waren beide Akademiker und regten am Esstisch Diskussionen über Politik und soziale Themen an. Mein Urgroßvater Josef Sachs gründete allerdings im Jahr 1902 NK, das führende Kaufhaus Schwedens, sodass meine Familie auch einen unternehmerischen Hintergrund hatte. Ich habe mich schon immer für das Geschäftsleben interessiert und erkannte irgendwann, dass Unternehmen ein großartiges Instrument sind, um auf vielfältige Weise Einfluss zu nehmen – beispielsweise durch Bereitstellung von Kapital an Bereiche der Wirtschaft, die für die gesellschaftliche Entwicklung wichtig sind. Ich war nie der Ansicht, dass es einen Konflikt zwischen der Erzielung finanzieller Ergebnisse und der Verwirklichung dieser weitergefassten wünschenswerten Ziele gibt, ganz im Gegenteil.

Sind Ihre Kunden typischerweise einmalige Kreditnehmer oder pflegen Sie langfristige Beziehungen zu ihnen? 

Den Großteil unserer Geschäfte machen einmalige Transaktionen aus, aber dabei handelt es sich nicht lediglich um kurzfristige Beziehungen. Die meisten der von uns vergebenen Kredite haben eine Laufzeit von fünf bis sieben Jahren. Wir stellen in der Regel Kapital für sehr konkrete Wachstumsinitiativen in der Entwicklung eines Unternehmens bereit. Doch im Lauf der Zeit wechseln diese Unternehmen in der Regel zu traditionellen Bankfinanzierungen oder nutzen die Anleihemärkte.

Sie reisen geschäftlich durch ganz Europa. Welche Stadt gefällt Ihnen am besten?

Das ist nicht leicht zu beantworten, da die verschiedenen Städte in Europa sehr unterschiedliche Reize bieten. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, wäre wahrscheinlich Mailand mein Favorit. Ich mag die italienische Küche und Kultur, aber ich finde die Stadt auch sehr inspirierend, vielleicht gerade weil sie sich so sehr von Stockholm unterscheidet. London wäre wahrscheinlich auf Platz 2 meiner Liste.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit, wenn Sie denn welche haben?

Wenn ich mich entspanne, konzentriere ich mich auf meine Familie, die Natur und aktive Betätigung. Ich verbringe gerne Zeit mit meiner Familie, lese und gehe in Ausstellungen – Kultur ist mir sehr wichtig. Ich spiele außerdem viel Tennis und fahre Ski, den Sommer verbringe ich meist am Meer. Wenn man sich entspannen will, sollte man eigentlich nicht zu wettbewerbsorientiert sein, auch wenn ich das bei meinen Tennismatches wahrscheinlich nicht sagen kann! 

Der Wert eines Investments kann sowohl fallen als auch steigen. Dies führt dazu, dass Preise steigen und fallen können, und Investoren bekommen möglicherweise weniger zurück, als sie ursprünglich investiert haben. Die frühere Wertentwicklung stellt keinen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung dar. Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachten Ansichten sollten nicht als Empfehlung, Beratung oder Prognose aufgefasst und nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf eines bestimmten Wertpapiers betrachtet werden.

Mitwirkende
Daniel Sachs, CEO von P Capital Partners

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